Neuss Sinnliches Violinkonzert in großer klanglicher Eleganz

Neuss · Liza Ferschtman begeisterte im Zeughaus.

 Eine hingebungsvolle Musikerin: Liza Ferschtman.

Eine hingebungsvolle Musikerin: Liza Ferschtman.

Foto: M. Borggreve

Dass sie mit der Musik das Wichtigste in ihrem Leben mit dem Publikum teilen will, ließ Liza Ferschtman, die niederländische Geigerin mit russischen Wurzeln, in jeder Phase im letzten Zeughauskonzert dieser Saison ihre Zuhörer spüren. Selbst komplizierteste technische Herausforderungen ging die sympathische Künstlerin zwar sehr konzentriert, doch immer locker und meist mit einem Lächeln an.

Dass bis zur Pause der Beifall dennoch ein wenig verhalten blieb, lag nicht etwa an spieltechnischen oder interpretatorischen Defiziten Ferschtmans oder ihres famosen Begleiters, des Italieners Enrico Pace. Bei der einleitenden Sonate Nr. 4 a-Moll Ludwig van Beethovens - einem erklärten Lieblingswerk der Geigerin - war fast durchgängig das Klavier so laut, dass die fein ausgespielten, vielfach zarten Violinkantilenen häufig nur zu ahnen waren. Auch wenn die Bezeichnung "Sonate für Klavier und Violine" heißt, hätte der Pianist seiner Partnerin mehr Raum geben müssen.

Ganz ausgeglichen war die Balance dagegen bei Sergej Prokofjew, dessen in jeder Weise hoch anspruchsvolle Sonate Nr. 1 bei diesem nun ausgezeichnet harmonierenden Duo in allerbesten Händen war. Doch der ständige Wechsel zwischen schneidend dissonanten und beruhigenden, sogar sanglichen Passagen des 1946 vom Widmungsträger David Oistrach in Moskau uraufgeführten, fast halbstündigen Tongemälde war nicht nur für die Interpreten überaus anstrengend.

"Subito" hat Witold Lutoslawski (1913-1994) sein nur vierminütiges Werk genannt, in dem auf animierende Weise Kantables und Virtuoses schroff gegeneinander gestellt ist. "Subito heißt plötzlich" rief die Geigerin vom Podium dem erstaunten Auditorium entgegen und warf sich mit Elan in die ersten rasanten Läufe dieser bemerkenswerten Komposition.

Zum Schluss wurde es elegisch und wunderschön. Warum nur hört man die einzige Sonate für Violine und Klavier Es-Dur des 25-jährigen Richard Strauss so selten? Ferschtman und Pace waren nun ganz in ihrem Element und kosteten das melodienselige und mit Strauss-typischen dramatischen Gesten gespickte Opus geschmackssicher, voller klangsinnlicher Eleganz und mit hoher Souveränität aus.

Nun jubelten die begeisterten Zuhörer und wurden mit zwei Zugaben beschenkt.

(oeh)
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