Das Neusser Jahr 2017 Sieger Geerlings, Gewinner Breuer, Loslasser Jakubassa

Neuss · Wähler machen CDU-Chef Geerlings zum Sieger, ein Geldsegen macht Bürgermeister Breuer zum Gewinner, SPD-Oldie Jakubassa macht sich vom Acker!

Das Führungspersonal im politischen Neuss erhält eine neue Hierarchie. Ein Trio drückte dem Jahr 2017 seinen Stempel auf. Der starke Mann im Rathaus ist und bleibt Bürgermeister Reiner Breuer (48). Dass er allerdings auch sein zweites (komplettes) Amtsjahr als Gewinner abschließt, war so nicht zu erwarten - und es gelang, ohne dass Breuer selbst etwas dazu tun musste.

152 Millionen Euro Gewerbesteuer zahlte Johnson & Johnson in die Stadtkasse ein. Die Summe wurde fällig, da die Holding ihren Sitz von Neuss nach Wien verlagerte. Der Rest vom warmen Geldsegen, den Neuss - dem komplexen Verrechnungssystem sei Dank - mit vielen anderen teilen muss, füllt immer noch die Rücklage derart auf, das sie mit fast 60 Millionen Euro Rekordniveau erreicht. Dieser "Lottogewinn" enthebt dem Bürgermeister auf Jahre aller Finanzsorgen. Es regiert sich leichter mit als ohne Geld.

Als politischer Sieger darf sich Jörg Geerlings (45) fühlen. Der CDU-Chef, seit 2005 im Amt, wurde in diesem Jahr für seinen Kampfgeist von 2016 belohnt. Damals wurden ihm Vorsitz und Landtagskandidatur streitig gemacht. Er setzte sich durch und holte sich das Direktmandat zurück. In Düsseldorf stieg er zum Vorsitzenden im Amri-Ausschuss und zum Justitiar seiner Fraktion auf, derweil ist er in seiner Neusser Partei so unangefochten wie schon lange nicht mehr. Geerlings ist der Comebacker des Jahres.

Doch die nächste Generation sitzt den Mittvierzigern schon im Nacken - zumindest bei der SPD. Bei den Sozialdemokraten tritt am Aschermittwoch ein Dinosaurier ab. Benno Jakubassa (63), seit 22 Jahren Vorsitzender, zieht sich zurück. Auf ihn wird ein Junger folgen. Sascha Karbowiak (29), Heinrich Thiel (28) und Michael Ziege (30) könnten seine Enkel sein. Und die CDU? Mit Andreas Hamacher (35) greift zumindest einer der Jüngeren nach der Kandidatur für Europa. Wer die Staffelübergabe bei den Schützen hinzuzählt - Martin Flecken (62) folgt auf Thomas Nickel (70) -, der sieht, dass der (gesellschafts-)politische Generationswechsel im vollen Gange ist. Aber 2017 ist womöglich auch der Beginn eines Politikwechsels, denn mit dem Bürgerbegehren zur Comenius-Schule war erstmals ein initiierendes basisdemokratisches Element erfolgreich. Die Neusser haben nicht eine Entwicklung - Herausnahme der Straßenbahn - abgewendet, sondern den Stadtrat bewegt, ihren Vorstellungen zu folgen. Das könnte Schule machen!

(NGZ)
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