Shakespeare-Festival in Neuss Maria Stuart trifft Shakespeare

Neuss · Die schlechte Nachricht vorneweg: Die Propeller Company kommt schon wieder nicht zum Shakespeare-Festival nach Neuss. Kann sie auch nicht. Denn die nur aus Männern bestehende, bei jedem Gastspiel im Neusser Globe vor ausverkauften Rängen spielende Theatertruppe von Edward Hall löst sich auf.

 Schillers Drama „Maria Stuart“ wird von der Bremer Shakespeare Company beim Festival im Neusser Globe gezeigt.

Schillers Drama „Maria Stuart“ wird von der Bremer Shakespeare Company beim Festival im Neusser Globe gezeigt.

Foto: Marianne Menke

"Natürlich ist das schade", sagt auch Festivalchef Rainer Wiertz, aber er, der jedes Jahr auf der Suche nach neuen guten Truppen ist, lässt keinen Zweifel daran, dass da kein Mangel herrscht.

Einen ersten Beweis liefert er mit dem Programm für die 26. Auflage des Festivals vom 27. Mai bis 25. Juni. Schon wieder gibt es ein Jubiläum zu feiern — den 400. Todestag des großen elisabethanischen Dichters. Was Wiertz dazu bewogen hat, die Suche nach Stücken und Truppen mal anders anzugehen: nicht in der ganzen Welt, sondern schwerpunktmäßig im europäischen Raum.

So sind Deutsch, Englisch und Französisch die vorherrschenden Sprachen des Festivals. Unter "Shakespeare and beyond" hat er in einer Untergruppe zusammengefasst, was nicht Original-Shakespeare ist, aber aus seiner Zeit stammt oder mit ihm zu tun hat.

Zum Beispiel Schillers "Maria Stuart" von der Bremer Shakespeare Company: ein Stück über die katholische Kontrahentin von Elisabeth I., der großen Förderin des Dichters. Oder die Theaterfassung des Woody-Allen-Films "Eine Mittsommernachts-Sex-Komödie" vom Poetenpack Potsdam. Und nicht zuletzt der Auftakt des Festivals: "Shakespeare goes Varieté".

Ein buntes Programm mit Musik, Magie und Comedy, das sich Daniel Finkernagel (bekannt auch von seinen Moderationen der Konzerte der Deutschen Kammerakademie) ausgedacht hat und unter anderem bekannte Schauspielerinnen wie Corinna Kirchhoff nach Neuss bringt.

Zum ersten Mal überhaupt richtet sich das Festival-Programm auch an ganz junge Zuschauer. Das Seifenblasen-Theater kommt mit seinen Puppen und einer besonderen Version von Shakespeares "Sturm". Kein ganz einfaches Stück, wie Wiertz zunächst skeptisch meinte, aber die Idee, sich auf die "Die Insel der zauberhaften Wesen" zu konzentrieren, hat ihn überzeugt.

Zehn Vorstellungen stehen auf dem Spielplan — was die Gesamtzahl der Termine auch auf 43 erhöht —, allerdings spielt das Figurentheater nur auf der kleinen Bühne in der Wetthalle.

Mit besonderer Freude präsentiert Wiertz für die Globe-Bühne die Inszenierung von Veit Schubert von "Zwei Herren aus Verona" für das Berliner Ensemble mit der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch". "Die Aufführung ist einfach nur schön", sagt er, "und von großer Leichtigkeit."

Nicht minder hat ihn die Inszenierung des Londoner Flute Theatre "Hamlet: Who‘s there?" begeistert. "Ich habe sie in Danzig gesehen und sie sofort engagiert." Auch der "Kaufmann von Venedig" in Französisch von der Compagnie 13 beim Festival in Avignon hat ihn sehr beeindruckt: "Für die Karten musste ich lange anstehen."

Andere Einladungen hat er wie jedes Jahr blind ausgesprochen. "Richard III." des RLT hat erst im Mai Premiere. Auch "All's well that ends well" der britischen "Shakespeare at the Tobacco Factory" kennt er noch nicht, aber die Truppe selbst hatte ihn im vergangenen Jahr überzeugt.

Und mit Bea von Malchus und ihrer Ein-Frau-Vorstellung von "Henry III." ist er einem vielfach geäußerten Wunsch des treuen Publikums nachgekommen. Die Shakespeare Company Berlin mit dem "Wintermärchen", die Mountview Production aus London mit "Julius Caesar", noch mal die Bremer mit "Wie es euch gefällt" und Countertenor Valer Sabadus komplettieren das Programm.

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