Neuss Schutzengel wachen im Feld-Haus

Neuss · Ab Sonntag zeigt das Feld-Haus-Museum an der Raketenstation die Sonderausstellung "Schützende Engel und himmlische Helfer".

 Sind stolz auf die neue Ausstellung: der stellvertretende Museumsdirektor Ulf Sölter und Kuratorin Romina Pieper.

Sind stolz auf die neue Ausstellung: der stellvertretende Museumsdirektor Ulf Sölter und Kuratorin Romina Pieper.

Foto: salz

Die Motive sind irgendwie vertraut und rufen Erinnerungen wach: Ein geflügeltes Wesen führt ein Kind über einen schmalen Steg, bewahrt es vor dem Sturz in den Abgrund oder begleitet es auf seinem gefahrvollen (Lebens-)Weg. Schutzengeldarstellungen waren im ausgehenden 19. und bis weit ins 20. Jahrhundert hinein überaus beliebt und wurden dank moderner Druckverfahren massenhaft verbreitet. Wie weit, das kann die kleine, feine Schau im Feld-Haus, die am Sonntag eröffnet wird, nur andeuten. Aus dem großen Fundus der Sammlung von Irmgard Feldhaus haben Kuratorin Romina Pieper und Ulf Sölter, stellvertretender Direktor des Clemens-Sels-Museums, eine sehenswerte Auswahl zusammengestellt, ergänzt um einige wenige Objekte aus dem Haupthaus.

An die Bestände der Sammlung Feldhaus zu gehen, bedeute immer wieder einen Griff in eine Fundkiste, sagte gestern Ulf Sölter. Prägedrucke und Stanzspitzenbilder, Postkarten und farbige Drucke zeigen die himmlischen Helfer mal farbig, mal schwarz-weiß in vielerlei Variation und beweisen, wie beliebt das Thema bei (durchaus auch namhaften) Künstlern wie auch Käufern war. Obwohl meist Kinder, da besonders schutzbedürftig, auf den Grafiken zu sehen sind, hingen die Bilder nicht etwa in den Kinderzimmern, sondern in den Wohnräumen und Wohnküchen des Kleinbürgertums - übrigens beider christlicher Konfessionen.

"Nicht erst, aber besonders seit dem Zweiten Weltkrieg waren Schutzengeldarstellungen auch häufig in protestantischen Haushalten zu finden", erklärt Romina Pieper, die verschiedene Motivgruppen zusammengestellt hat. Neben den erwähnten Abgrundbildern und Brücken-Szenen sind das beispielsweise Sterbebilder, auf denen der Engel das Kind auf dem Weg zu Gott begleitet, und Illustrationen, die den wachenden Engel neben der Wiege des Neugeborenen zeigen.

Die Vorbereitung der Ausstellung bot zugleich die Gelegenheit, den enormen Bestand der Sammlung von Irmgard Feldhaus wieder ein Stück weit aufzuarbeiten. "Wenn sie auch als Museumsdirektorin tätig war, so hat Irmgard Feldhaus ihre private Sammlung nicht dokumentiert, da war sie ganz leidenschaftliche Sammlerin", erklärt Ulf Sölter diesen Umstand. Umso glücklicher ist er, mit der Volkskundlerin und Kunsthistorikerin Romina Pieper derzeit eine Fachkraft beschäftigen zu können, die sich mit beiden Aspekten der "Flachware" bestens auskennt: der Druckgrafik als Wandschmuck. Auch zu dieser Exposition ist ein Katalog erstellt worden. Er enthält neben den zwei Essays zahlreiche Abbildungen und eine Inventarliste aller Schutzengeldarstellungen in der Sammlung.

(susa)
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