Gastbeitrag Birte Wienands Schulfrieden muss wiederhergestellt werden

Neuss · Die CDU-Schulpolitikerin ist überzeugt, dass die Qualität des Gymnasiums nicht nur eine Frage von G8 oder G9 ist. Worauf es ihres Erachtens ankommt, schildert sie in einem Gastbeitrag.

 Birte Wienands fordert eine gute Ausstattung der Schulen.

Birte Wienands fordert eine gute Ausstattung der Schulen.

Foto: CDU

Die Studierfähigkeit in kürzerer Zeit zu erlangen, war eine gute Idee, die Umsetzung schwierig, aber in vielen Gymnasien seit 2004 gelungen. 2005 wurde der Bachelor-Abschluss eingeführt, womit die Studierenden nach drei Jahren einen Hochschulabschluss erlangen, mit dem sie sich um einen Arbeitsplatz bewerben können. Frühere Einschulungen führen zu einer verjüngten Schülerschaft, das Aussetzen der Wehrpflicht erklärt, warum viele Jugendliche heute zwei Jahre früher in den Beruf eintreten.

Ohne Abitur keine Zukunft? Dass Eltern für ihre Kinder keine Zukunftsaussichten ohne Abitur sehen, führt dazu, dass der Besuch des Gymnasiums oft, gegen die Empfehlung der Grundschule, durchgesetzt wird. Dabei gibt es genug erfolgreiche Nichtakademiker, oft mit deutlich höherem Einkommen. Sollten wir den Gymnasien wieder die Möglichkeit geben, wie früher nach "Probeunterricht" über die Aufnahme zu entscheiden, um unnötiges Scheitern und Frustration zu vermeiden, und über die Vergabe einer "Mittleren Reife" nach abgeschlossener Sekundarstufe I erneut nachdenken?

Auch bestmögliche Förderung heißt nicht überfordern Viele Kinder sind in Vereinen engagiert, aber es wird oft nicht gefragt, wie viel zusätzliches Potenzial das einzelne Kind neben dem "Hauptjob" Schule für diese aufbringen kann. Um eine wissenschaftliche Ausbildung zu ermöglichen, muss das Gymnasium die Lernenden auf die Anforderungen eines Studiums vorbereiten. Allerdings muss die Schule auch den für diese Art der Ausbildung weniger geeignet Erscheinenden Perspektiven anderer Werdegänge eröffnen, damit später ein Beruf gefunden wird, in dem man sich selbst verwirklichen kann und der die wirtschaftliche Existenz sichert. Eine ganzheitliche Bildung mit Sozialkompetenz, früher hätte man von Herzenswärme gesprochen, darf nicht verloren gehen.

Warum neben G8 auch G9? Die Eltern- und Schülerschaft hat sich verstärkt gegen G8 ausgesprochen. Der beklagte Qualitätsverlust der Bildung an den Gymnasien, vor allem in der Oberstufe muss gestoppt werden. Richtig ist daher nachzubessern: Unterrichtsstoff für die Sekundarstufe I, Aufstockung von Stunden- und Personalkontingenten zur Förderung von schwächeren und stärkeren Sekundarstufe-I- Schülern und Schulwechslern, Stärkung der Berufsorientierung durch Ausbau der Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik (MINT) und Kooperationen mit Unternehmen, Industrie- und Handelskammer (IHK) und Handwerkskammern, Universitäten, Hochschulen und Praktika, Überprüfung des Fächerkanons: Musik, Kunst, Sport, Wirtschaft, Digitalisierung der Gesellschaft, Medien. Neben der Strukturfrage G8 oder G9 müssen die Gymnasien für ihre Schülerschaft und anhand der örtlichen Bedingungen klären, ob sie sich als Halb- oder Ganztagsschulen organisieren wollen. Diese Entscheidungen müssen selbstredend in der Schulkonferenz und beim Schulträger mit Ratsbeschluss getroffen werden.

Der Schulfrieden muss wieder hergestellt werden Nur gut ausgestattete Schulen motivieren und ermöglichen effektives Lernen. Nur gut ausgebildete und fortgebildete Lehrerinnen und Lehrer können hochwertige Bildung vermitteln. In guter Arbeitsatmosphäre stellt sich das notwendige Gemeinschaftsgefühl eher ein, ist der respektvolle Umgang miteinander selbstverständlich.

Die Autorin Birte Wienands ist schulpolitische Sprecherin der CDU im Rhein-Kreis Neuss und stellvertretende Vorsitzende des Schulausschusses.

(NGZ)
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