Neuss "Schade, wenn ein Kulturgut verschwindet"

Neuss · Stimmen zum letzten Renntag der Saison, der der letzte nach 141 Jahren Galopp-Geschichte in Neuss gewesen sein könnte.

 Saisonfinale auf der Rennbahn. Beim möglicherweise letzten Renntag in der Neusser Galopp-Geschichte lief der Betrieb routiniert wie immer. Viele Gäste sagten auf Nachfrage, dass sie auf eine Fortsetzung hoffen.

Saisonfinale auf der Rennbahn. Beim möglicherweise letzten Renntag in der Neusser Galopp-Geschichte lief der Betrieb routiniert wie immer. Viele Gäste sagten auf Nachfrage, dass sie auf eine Fortsetzung hoffen.

Foto: A. Woitschützke

Schichtende bei der Walter Rau AG. Uwe Hölters, Joshua Lehmann, Thuluxsan Tharmakulasingam und Bero Souris wechseln über die Straße zur Rennbahn. "Bratwurst, Bier und Wetten als Start ins Wochenende", stellt Souris das Programm für den Freitagabend vor. Würden mehr so denken, wäre der Galopp vielleicht nicht in der Krise. Aber Souris sieht das nüchtern: "Hätten wir das Schützenfest nicht, wäre die Bahn längst weg."

Doch genau das droht nun. Am 23. März entscheidet der Beteiligungsausschuss über den Antrag des Reiter- und Rennvereins (RRV), die Pacht zu senken. Die Meinung von Neuss-Marketing als Vermieter dazu ist klar, die Begeisterung im Rat für den Galopp abgeklungen. Am gestrigen und möglicherweise letzten Renntag nach 141 Jahren Pferdesport-Geschichte in Neuss ist kein Politiker in der Wetthalle oder am Führring auszumachen.

Am Totalisator erinnern sich die Mitarbeiter an bessere Tage. 30 Kassen hatten früher auf, jetzt sind es acht - und Zeit für einen Plausch bleibt trotzdem. Dass es der letzte Wettkampftag ist, mag man hier nicht glauben. "Das hat es schon oft geheißen, und trotzdem ging es weiter", sagt der Gruppenleiter. Die Resonanz am Abend sei auch gut - obwohl man von Hunderten Besuchern kaum sprechen kann.

Ein Grund für den "Andrang" ist das schöne Wetter, einen anderen verkörpern Gäste wie Angelika Hebel-Kath ("Ich war 20 Jahre nicht hier, aber wenn es heute das letzte Mal ist...") oder der Sportfotograf Günter Müller, der lange im Vorstand des RRV war und beim möglichen Finale dabei sein wollte: "Schade, wenn ein Stück Kulturgut verschwindet." Auch Peter Glasmacher, seit 45 Jahren Moderator bei den Rennen hatte gestern "ein komisches Gefühl". Unerschrocken optimistisch hörte sich nur Peter Ritters an, der Vizepräsident des RRV: "Es ist etwas im Fluss, die Seiten nähern sich an."

Für den 24. Oktober wurde vorsorglich ein Renntag angemeldet.

(-nau)
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