Bischof Friedhelm Hofmann "Sammlung ist Riesenchance für Neuss"

Neuss · Seit 2004 ist der frühere Weihbischof von Köln, Friedhelm Hofmann, Bischof in Würzburg. Aber er hält den Kontakt ins Rheinland und speziell zu Neuss, wo er zur Schule ging. So ist die Jugendstil-Sammlung ein Thema, das ihm am Herzen liegt.

 Bischof Friedhelm Hofmann freut sich, dass gerade Neuss eine Jugendstil-Sammlung angeboten bekommt.

Bischof Friedhelm Hofmann freut sich, dass gerade Neuss eine Jugendstil-Sammlung angeboten bekommt.

Foto: dpa

Neuss/Würzburg Rund 350 Kilometer liegen zwischen Neuss und Würzburg - aber Bischof Friedhelm Hofmann ist dennoch bestens informiert über die Neusser Befindlichkeiten. Dass der Stadt eine Jugendstil-Sammlung angeboten wird, interessiert den früheren Künstlerseelsorger des Erzbistums Köln und promovierten Philosophen und Kunstwissenschaftler sowieso. Aber auch das Rheinland ist dem 2004 von Köln nach Würzburg gewechselten Geistlichen - er wurde in Franken zum Bischof berufen - immer noch nahe. In der Domstadt ist er geboren, in der Quirinusstadt hat er sein Abitur gemacht, in der früheren Bundeshauptstadt Bonn studiert. Neuss kennt er noch gut aus seinen Zeiten am Erzbischöflichen Collegium Marianum und am Quirinus-Gymnasium - und er hält den Kontakt bis heute.

Herr Bischof, Sie sind gut unterrichtet über die Jugendstil-Sammlung und die damit zusammenhängenden Fragen.

Bischof Hofmann: Das erste Mal habe ich in Telefonaten mit Freunden erfahren, dass Neuss die Möglichkeit hat, eine der wohl besten Jugendstil-Sammlungen in Europa geschenkt zu bekommen. Da bin wach geworden und habe gesagt: Das ist für meine Studienstadt Neuss doch eine richtige große Chance.

Warum hat das Thema für Sie eine besondere Bedeutung?

Hofmann: Schon in meinem Studium habe ich den Jugendstil als eine Kunstgattung kennengelernt, die oft nicht die Aufmerksamkeit bekommen hat und nicht bekommt, die sie verdient hätte. Der Jugendstil ist am Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, ein ornamentaler Stil, der historische Stile überwinden wollte und in der Ornamentik etwas ganz Eigenes suchte. Es gibt nur wenige Städte bei uns, in denen der Jugendstil präsentiert wird, und denke, dass gerade Neuss im Ballungsgebiet Köln/Düsseldorf die Möglichkeit hat, einen eigenen Akzent zu setzen, indem die Stadt sich speziell auf den Jugendstil ausrichtet.

Warum gerade Neuss?

Hofmann: Irmgard Feldhaus hatte dem Clemens-Sels-Museum mit der Kunst der Symbolisten einen Schwerpunkt gegeben, zu der der Jugendstil genau passt. Dass ist ja wohl auch der Ausgangspunkt, warum diese Sammlung Neuss angeboten wird.

Und die Beziehung des Sammlers zu Neuss: Er ist familiär in der Stadt verwurzelt. Die Sammlung selbst kennen Sie nicht persönlich?

Hofmann: Ich kenne sie nur von Bildern.

Aber Ihre Beziehung zu Neuss und Ihre Kontakte sind so eng, dass Sie sich für die Annahme der Schenkung aussprechen?

Hofmann: Ja. Ich habe damals mit dem Künstler Heinz Mack das Konzept für die Kapelle am Marianum auf den Weg gebracht. Mir legt viel daran, dass Neuss auch kulturell einen eigenen Stand bekommt. Daran bin ich wirklich sehr interessiert.

Besuchen Sie Neuss, wenn Sie von Franken ins Rheinland reisen?

Hofmann: Ja, sehr häufig. Wenn wir ein Klassentreffen haben - einmal pro Jahr-, versuche ich immer, dabei zu sein. Und wenn ich in Düsseldorf bin, besuche ich auf jeden Fall auch Neuss. Ich habe eine intensive Verbindung zu der Stadt, und es interessiert mich sehr, was dort geschieht.

Das klingt nach einer starken emotionalen Bindung ...

Hofmann: Ja, das stimmt.

Deswegen jetzt auch Ihr Einsatz für die Annahme der Sammlung.

Hofmann: Ich mache so oft die Erfahrung, dass die Kultur im Getriebe des Alltags am Schluss steht. Dabei ist es so wichtig, dass man - wenn man die grundlegenden Dinge geklärt hat - die Kultur besonders fördert. Sie kann die Menschen über die Probleme der Zeit hinausführen und ihnen Einblicke schenken, die einen froh machen, bereichern. Das ist einfach notwendig, und deswegen setze ich mich - auch in Würzburg - für die Kultur ein. Dass wir nicht müde werden, sie weiter in die Zukunft zu transportieren, das ist eine bleibende Herausforderung.

Sie sind ja Mitglied der Kommission für Wissenschaft und Kultur ...

Hofmann... und habe 2015 für die Deutsche Bischofskonferenz das Kunstprojekt "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst" initiiert. Das hat in ganz Deutschland Wirkung gezeigt. Kunst und Kultur sind Seismographen, die den Menschen helfen, die Zeit zu verstehen und mit den aktuellen Problemen umzugehen. Sie öffnen Menschen für eine Zukunft, in der das Positive Kraft gewinnt.

Nun wird es die Stadt aber sehr viel Geld kosten, für die Sammlung das Clemens-Sels-Museum zu erweitern.

Hofmann: Das stimmt natürlich. Aber es gibt doch auch schon viele Förderer, die finanzielle Zusagen gegeben haben, so dass einige Millionen zusammenkommen. Und Neuss hat doch potente Familien, die sich engagieren könnten. Sie müssen sich klarmachen, dass sie für ihre Stadt etwas auf den Weg bringen können, was auch Türöffner für andere ist. Die Sammlung ist so bedeutend, dass sie viel Aufmerksamkeit erregen wird und sicherlich auch viele Touristen nach Neuss bringt.

Sie dann noch öfter?

Hofmann: (nachdrücklich) Auf jeden Fall!

HELGA BITTNER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
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