Neuss RLT kündigt Vertrag für Theater-Café

Neuss · Vor zwei Jahren hatte das RLT die Gastronomie-Räume in ihrem Gebäude übernommen und dort das Theatercafé "Diva" eingerichtet. Finanziell habe sich das nicht gerechnet, ideell aber schon, sagt die Theaterleitung.

 Rund 15.000 Euro Defizit pro Jahr hat das Rheinische Landestheater mit dem Theatercafé Diva eingefahren.

Rund 15.000 Euro Defizit pro Jahr hat das Rheinische Landestheater mit dem Theatercafé Diva eingefahren.

Foto: Woi

Zwei Jahre nach der Übernahme der Gastronomie im Gebäude des Rheinischen Landestheaters durch die Bühne steht fest: "Wir werden auf Dauer keine Kostendeckung erreichen." Dirk Gondesen, Verwaltungschef des RLT, Intendantin Bettina Jahnke und Bertold Reinartz als Vorsitzender des RLT-Trägervereins machen von dem mit der Stadt Neuss vereinbarten Sonderkündigungsrecht Gebrauch und steigen zum 1. Januar 2017 aus.

Rund 15.000 Euro Defizit pro Jahr hat das RLT mit dem Theatercafé "Diva" eingefahren, "und es ist unrealistisch, zu glauben, dass sich das ändert", sagen die drei Verantwortlichen. Die Miete, die an den Immobilienbesitzer Neusser Bauverein gezahlt werden muss, beträgt nach ihren Angaben derzeit 1000 Euro pro Monat, hinzukommen laut Gondesen inzwischen 627 Euro Nebenkosten - was im Vergleich zu den anfänglichen Kosten von 362,78 Euro eine Steigerung von 73 Prozent ausmache.

Dabei sind Jahnke und Gondesen davon überzeugt, dass das Konzept, an dieser Stelle statt eines Ladenlokals oder ähnlichem ein Café einzurichten, dem Ort an sich sehr gutgetan habe. "Wir haben das Umfeld damit deutlich verbessert", sagen beide, "das Theater wird viel stärker wahrgenommen, die ganze Ecke wirkt wesentlich gepflegter als früher."

Dass schon vor zwei Jahren die Skepsis groß war, mit der "Diva" - auch bei Verpachtung des Tagesgeschäftes an die Betreiber des "Los Morettos" - zumindest auf eine schwarze Null zu kommen, wollen sie nicht bestreiten. "Aber wir hatten die Hoffnung", sagt Jahnke, die von dem guten Zuspruch der Theaterbesucher vor und nach den Vorstellungen sowie von der Stammkundschaft in der Mittagszeit für die Los-Morettos-Mannschaft erzählt, aber eben auch festhält: "Es fehlte das Laufpublikum."

So hat das RLT die Reißleine gezogen, den Mietvertrag gekündigt und damit den Ball ins Feld der Stadtverwaltung gespielt. Denn sie ist der Partner der Bühne. Die Stadt in Gestalt des Gebäudemanagements Neuss (GMN) wiederum hat einen Mietvertrag mit dem Bauverein abgeschlossen, der allerdings noch bis 2019 läuft. So müsste die Stadt auch nach der Kündigung durch das RLT theoretisch bis dahin eine jährliche Miete von 12.000 Euro, also insgesamt 30.000 Euro, zahlen. Für Kulturdezernentin Christiane Zangs heißt das: "Entweder wird das Geld überplanmäßig bereitgestellt, oder es muss aus dem Kulturetat kommen." Der dann wiederum an anderer Stelle deutlich sparen müsste.

Zangs bleibt dennoch gelassen. Dass das RLT den Vertrag kündigt, hält sie sogar für sinnvoll: "Wir haben dieses Recht eingebaut, und wenn die Bühne weitermachen würde, müsste sie eines Tages für ein großes Minus einstehen." Zunächst wird der Kulturausschuss in seiner Sitzung am Montag über die Kündigung informiert, dann stehen Gespräche mit dem Bauverein an.

Im Sinne des Landestheaters gebe es zwei Möglichkeiten, sagen Gondesen und Jahnke. Wenn der Bauverein auf die monatliche Miete verzichte, "könnten wir uns vorstellen, die verbleibenden 3000 Euro pro Jahr aufzufangen oder sogar doch zu erwirtschaften". Die zweite Idee ist eine komplette Veränderung der baulichen Situation: "Den Theatereingang nach vorne holen mit Ticketshop oder ähnlichem", sagt Jahnke, die dafür Stadt, Bauverein, RLT und Architekt an einem Tisch sieht. Für die Intendantin und den Verwaltungsdirektor steht fest: "Es kann doch nicht sein, dass man die in diesen zwei Jahren erzielten positiven Veränderungen an dieser Stelle aufs Spiel setzt, indem irgendein anderer Pächter gesucht wird."

(hbm)
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