Neuss RLT-Freunde ehren Regisseur Zarzutzki

Neuss · Der 25. Förderpreis der Freunde und Förderer des Rheinischen Landestheaters ging an Regisseur Sebastian Zarzutzki und damit nicht an einen Schauspieler. Autor John von Düffel lenkte den Blick auf die neue Spielzeit.

 Der neue Förderpreisträger Sebastian Zarzutzki (2.v.l.) mit Helga Peppekus, John von Düffel und Jochen Rulfs.

Der neue Förderpreisträger Sebastian Zarzutzki (2.v.l.) mit Helga Peppekus, John von Düffel und Jochen Rulfs.

Foto: Andreas Woitschützke

Niemand war wohl so überrascht wie er selbst, als sein Name fiel: Sebastian Zarzutzki (37) ist neuer Träger des mit 1500 Euro dotierten Förderpreises, den die Freunde und Förderer des Rheinischen Landestheaters nun zum 25. Mal vergeben haben. "Ich dachte, den bekommen nur Schauspieler", sagte der 37-jährige Regisseur, Theaterautor und Musiker in den langanhaltenden Applaus hinein und dankte schließlich dem Ensemble dafür, "dass Ihr alles mitmacht und ich mich so ausprobieren kann".

Die Gäste im Foyer des Rheinischen Landestheaters zeigten sich mit der Entscheidung der Jury sehr einverstanden, fiel Zarzutzki doch immer wieder mit witzigen und schwungvollen Produktionen auf, wie Vorstandsmitglied Helga Peppekus sagte. Sie hob sein literarisches und dramatisches Geschick sowie seine Führungsqualitäten hervor, erwähnte seine musikalische Virtuosität und "seinen nie enden wollenden Spieltrieb" sowie seine Bescheidenheit. "Die Erfolgsgeschichte von Sebastian Zarzutzki war möglich, weil wir an diesem Haus eine Intendantin haben, die die richtige Nase für dieses Talent hatte und die dann mit großem Vertrauen dieses Talent ganz gelassen hat machen lassen. Dafür großen Dank an Bettina Jahnke", sagte Helga Peppekus.

In neugierig-gespannter und festlicher Atmosphäre, musikalisch umrahmt vom Thomas-Mika-Trio, hatte Fördervereins-Vorsitzender Joachim Rulfs zu Beginn des Abends begrüßt. Die Ausgewogenheit von "schwerer und einfacher Kost" im Spielplan der zu Ende gehenden Theatersaison machte er auch im Programm der nächsten Spielzeit aus - und leitete so zum Festvortrag des Dramaturgen und Bühnenautors John von Düffel über. Der hatte den Roman "Joseph und seine Brüder" von Thomas Mann für die Bühne bearbeitet, mit dem unter Regie von Intendantin Bettin Jahnke am 4. September die neue Spielzeit 2015/2016 eröffnet wird. "Wie machen Sie das?" würde er oft gefragt, wenn es um die Dramatisierung von Romanvorlagen ginge, leitete von Düffel seine Ausführungen ein. Wesentlicher erscheint von Düffel die Frage: Warum macht man das? Keineswegs solle der Roman mit den Mitteln des Theaters nacherzählt werden, stellte von Düffel klar, vielmehr sei die Dramatisierung eine Interpretation des Stoffes, welche die Reduzierung auf einen Kern erforderlich macht, die dem Werk aber nicht aufgepfropft werden dürfe, sondern aus diesem herausentwickelt werden müsse. Im Interview mit Chefdramaturg Reinar Ortmann bot er erste Einblicke in seine Bearbeitung des Stoffes.

Abschied nehmen hieß es dann von jenen Ensemble-Mitgliedern, die das Rheinische Landestheater mit Ende der Spielzeit verlassen. So wurde Theaterpädagogin Maike Fölling Richtung Hannover verabschiedet, wurde an die spielerische Bandbreite von Shari Asha Crosson erinnert ("Von Ente bis Amy Winehouse"), an rund 16 Rollen, denen Georg Strohbach seit 2011 Leben einhauchte. Bedauern löst auch der Weggang von Sigrid Dispert aus, deren Lebendigkeit und Bühnenpräsenz gelobt wurde, sowie des Förderpreisträgers 2013 Henning Strübbe, der nach sechs Jahren "praller Rollen und Herzblut" nach Cottbus wechselt. Ihrem Berufsstand hatte John von Düffel ein wunderbares Kompliment gemacht: "Die schönste Lebensform für eine Figur ist der Schauspieler."

(NGZ)
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