Neuss Reste von Tierkadavern illegal entsorgt

Neuss · Umweltschweinerei beschäftigt Landwirte und Behörden. Unbekannte verunreinigen Pferdemist mit Tierresten. Kein Umweltschaden.

 Die Tierkadaver waren einen Tag später weg, aber.....

Die Tierkadaver waren einen Tag später weg, aber.....

Foto: Berns, Lothar (lber)

Halb verweste Hühnerkadaver, Putenkrallen oder sogar Schweineklauen: Einige Spaziergänger wunderten sich schon, was ihre Hunde da von einem Feld in der offenen Flur zwischen Dirkes und Büttgen anschleppten. Sie schlugen Alarm und wiesen die Behörden so auf eine Umweltschweinerei hin, über die Kreis-Umweltdezernent Karsten Mankowsky nur angeekelt den Kopf schütteln kann. "Der Bauer war es nicht", stellt Mankowsky die Schuldfrage klar, der wirkliche Verursacher wird aber nur schwer zu ermitteln sein. "Das waren Mietnomaden, die in der Nähe gewohnt haben", sagt er - die aber schon Richtung unbekannt verschwunden sind.

 ...gruselige Reste wie Krallen blieben.

...gruselige Reste wie Krallen blieben.

Foto: Berns, Lothar (lber)

"Die Umweltfolgen werden in den Griff zu kriegen sein", sagt Bernhard Rüb, Pressesprecher der Landwirtschaftskammer. Denn die etwa 7500 Quadratmeter große Parzelle war weder gepflügt noch gegrubbert worden, so dass am Montag die meisten - wenn auch noch nicht alle - Kadaverteile geborgen werden konnten. Die Landwirtschaftskammer hatte sich in den Fall eingeschaltet, weil ersten Berichten zufolge die Tierreste mit einer Ladung Dünger von einem niederländischen Unternehmen angeliefert worden sein sollten. Diese Wirtschaftsdüngerkreisläufe sind legal und von den Landwirten auch gewollt, wie Kreislandwirt Wolfgang Wappenschmidt betont. "Aber Kadaver haben da nichts drin zu suchen." Dass Gülle oder Hühnertrockenkot trotz Kontrollen und Nachweispflichten immer wieder für Probleme sorgen, ärgere die Bauern, sagt Wappenschmidt - aber in diesem Fall habe sich sein Berufsstand nichts vorzuwerfen.

Nein, in diesem Fall war der Landwirt selbst ahnungslos, bis das zuständige Ordnungsamt auf ihn zukam. Er habe einen Anhänger mit Pferdemist, den er für einen Nachbarn auf einer von der Stadt Kaarst gepachteten Parzelle ausbringen wollte, drei Tage im Feld stehen lassen, sagt er. Und in dieser Zeit wurde die Ladung aus dem Pferdestall von Unbekannten mit anderem Dreck verunreinigt - mit Tierresten ebenso wie mit Papier, Kunststoffolie oder Grünabfall aus der Küche. Aber das wusste der Landwirt nicht, als er den Anhänger an seinen Traktor kuppelte, und verteilte so die ganze Schweinerei auf dem Feld.

Beim Kaarster Ordnungsamt ging der Alarm der Spaziergänger ein. Der Außendienst rückte aus und fand auf einer Teilparzelle die Reste von acht bis zehn verendeten Hühnern. "Hochgerechnet gingen wir von bis zu 30 Tieren aus", sagt die Kaarster Stadtsprecherin Sigrid Hecker. Die Kommune schaltete deshalb das Kreis-Veterinäramt ein. Dort wird nun wegen Verstoßes gegen das Tierkörperbeseitigungsgesetz ermittelt, berichtet Mankowsky. Eine Ordnungswidrigkeit, die nicht die Polizei beschäftigen muss.

Dafür beschäftigt sie den Bauern, der die Arbeit hat - und die Kosten. "Eine Sauerei hoch drei", schimpft der Landwirt, der nicht genannt werden möchte. Er hat die Tierreste geborgen, in einer Kadavertonne gesammelt und über die Abdeckerei entsorgt. Die Ordnungsmäßigkeit hat er sich bescheinigen lassen.

(-nau)
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