Bürgermeisterwahl in Neuss Reiner Breuer erobert das Rathaus für die SPD

Neuss · Was kaum jemand erwartet hatte, war um kurz vor 20 Uhr Gewissheit: Reiner Breuer (SPD) setzt sich bei der Bürgermeisterwahl in Neuss mit fast 18 Prozent Vorsprung im ersten Wahlgang durch.

Reiner Breuer ist Bürgermeister von Neuss
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Neuss: So feiert Reiner Breuer seinen Sensationssieg

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Die SPD-Landtagsfraktion verliert nach nur drei Jahren ihren baupolitischen Sprecher, denn Reiner Breuer hat künftig anderes zu tun: Der 46-jährige Jurist wird (im zweiten Anlauf nach 2009) neuer Chef im Neusser Rathaus - und der erste SPD-Bürgermeister in der Nachkriegsgeschichte der Stadt. Mit 54,06 Prozent der abgegebenen Stimmen feierte Breuer in der bröckelnden CDU-Hochburg Neuss einen fulminanten Wahlsieg - den zweiten nach dem Erringen des Landtagsmandates 2012. Unter die Gratulanten mischten sich bei der abendlichen Wahlparty in der Alten Post auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Sie sprach von einer "mittleren Sensation".

CDU-Kandidat Thomas Nickel (68) war angesichts seines Ergebnisses tief enttäuscht. Er hatte fest mit einer Entscheidung in einer Stichwahl gerechnet, kam aber nur auf 36,33 Prozent. Ob er überhaupt noch weiter Politik macht, wisse er nicht, sagte Nickel, will das "überschlafen". Woran es gelegen habe, dass er das schlechtes Kommunalwahlergebnis der CDU aus dem Vorjahr noch einmal um drei Punkte unterboten hat, müssten jetzt Partei und Fraktion analysieren, sagte er. Mit dieser Frage ist eine weitere verknüpft. Wie geht es weiter? Klaus Goder, Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung, verlangte sofort den Rücktritt des CDU-Parteivorsitzenden Jörg Geerlings.

Mit dem Wechsel an der Spitze der Verwaltung ändern sich auch die Mehrheitsverhältnisse im Rat. Die Bürgermeistermehrheit von Schwarz-Grün ist verloren. "Jetzt wird es schwer für uns", sagt Grünen-Fraktionschef Michael Klinkicht, jetzt könnten CDU und FDP beziehungsweise CDU und SPD neue Mehrheiten schmieden. Das aber sieht die CDU-Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann noch nicht: "Was das mit der Koalition macht? Nichts!"

Susanne Benary-Höck, Bürgermeister-Kandidatin der Grünen, war über ihre 5,5 Prozent enttäuschter als Ahmet Tuzkaya (BIG) über seine 1,48. "Ich bin froh. Das Ergebnis zeigt, dass sich etwas tut", sagte Tuzkaya, während Benary-Höck nur von der "positiven Erfahrung Wahlkampf" sprechen wollte.

Bürgermeister Herbert Napp (CDU) und Parteichef Geerlings wurden von dem Ergebnis völlig überrascht. 55,9 Prozent der Wähler hätten in Neuss für Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (CDU) votiert, 20 Prozent davon ihre Stimme aber Nickel verweigert. "Eine unerklärliche Diskrepanz", so Napp.

Noch am Abend richtete Breuer in all dem Trubel den Blick nach vorne. "Ich werde versuchen, schnell Überzeugungsarbeit bei den anderen Fraktionen zu leisten und ausloten, wie wir gemeinsame Ziele formulieren können", sagte der neue Bürgermeister.

(-nau)
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