Neuss Regina-Mester-Trio spielt sich warm

Neuss · Vor allem im zweiten Teil des Konzerts im Romaneum hat das Trio seine Linie gefunden.

Sie sei schon froh, dass doch ein paar mehr als nur sieben oder acht Leute zum Konzert gekommen seien, meinte die Sängerin Regina Mester in ihrer Begrüßung der rund 30 Zuhörer im Pauline-Sels-Saal: "Aber das ist normal im Jazz, dass nur wenige Jazzkonzerte besuchen." Zweckoptimismus? Keineswegs: Mester, die klassisches Klavier und Gesang an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf studiert hatte, bevor sie sich im holländischen Den Haag zur Jazzsängerin ausbilden ließ und als Lehrerin an der Musikschule Neuss arbeitet, ist Realistin: Jazz ist eben eine Nischenmusik.

Mit "My Favourite Songs" hat Mester ihr Konzert mit dem Pianisten Martin Sasse und dem Bassisten Martin Gjakonovski überschrieben. Diese Überschrift hat sie bewusst an den Broadway-Song "My Favourite Things" aus dem Musical "The Sound Of Music" von 1959 angelehnt. Denn selbst als Jazzsängerin aus Deutschland sieht sie sich in der Tradition mit den Altvorderen der swingenden Improvisationsmusik aus dem Süden der USA. Ähnlich wie diese betrachtet auch sie das "Great American Songbook", ein Kompendium mit amerikanischen Liedklassikern wie eben "My Favourite Songs", als Fundus, aus dem sie für eigenes Repertoire schöpft.

Im zweiten Teil des Konzerts konnte das Regina Mester Trio überzeugen. Nicht, dass im ersten Teil das Konzept dieses Trios, sich als Jazzmusiker unter anderem amerikanische Songklassiker einzuverleiben, nicht funktioniert hätte. Doch erst nach der Pause schienen die drei Musiker ihre Linie gefunden zu haben. Wenn Gjakonovski mit seinem warmen, holzigen Ton auf dem Kontrabass präzise das rhythmische Fundament legt und Sasse auf dem Flügel mit gleichermaßen kraftvollem wie filigranem Anschlag den akkordischen Raum absteckt, dann hat Mester Platz für ihre ausdrucksstarke Altstimme.

Mal sind die drei Musiker nah dran am Original - wie zum Beispiel im Jazzstandard "I Thought About You", den sie hart auf den Punkt swingend interpretieren. Mal entfernen sie sich weit vom Ursprung - wie etwa in "Round About Midnight": Das komplexe, harmonische Gerüst dieser Ballade des Hohepriesters des modernen Jazz, Thelonious Monk, wird auf einen prägnanten Riff reduziert und im mittleren Tempo fast rockig gespielt.

Das Konzert im Pauline-Sels-Saal wurde übrigens mitgeschnitten und soll demnächst auf CD erscheinen. Interessant für diejenigen, die im Romaneum nicht dabei sein konnten!?

(NGZ)
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