Neuss Raum-Installation von Graffiti-Künstlern

Neuss · Keine Eröffnung, sondern eine Preview bietet die Alte Post am Sonntag Morgen für die Ausstellung "Shop - outsidein goes shopping" an.

 Auch wenn in der Ausstellung noch vieles getan werden muss - Klaus Richter bleibt gelassen. Und der "Shop" (hinten) ist ja schon gebaut.

Auch wenn in der Ausstellung noch vieles getan werden muss - Klaus Richter bleibt gelassen. Und der "Shop" (hinten) ist ja schon gebaut.

Foto: Woi

Um alle Fragezeichen hinter der Terminplanung der Alten Post gleich zu vermeiden: Dass das Kulturforum ausgerechnet am Paradentag zu einer neuen Ausstellung einlädt, ist auch ein Angebot an die Schützen. "Wir wissen, aus vergangenen Jahren, dass viele sich mit Familien im Café Alte Post treffen ", erklärt Haus-Leiter Hans Ennen-Köffers, "schon immer wurden dabei auch Teile unserer Räume mitgenutzt, so dass wir uns nun entschlossen haben, alles zu öffnen und das Angebot mit einem besonderen Ereignis zu verbinden." Ab Sonntag kann man nämlich in der Alten Post shoppen.

Dafür bauen die Graffiti-Künstler der Crew 263 eine Installation im Foyer auf, die an frühere Ausstellungen der Reihe "outsidein" anknüpft und die Alte Post ganz neu erleben lässt. Da gibt es einen richtigen Shop, für den ein Teil des Raumes mit einer Wand abgeteilt wurde. Tür, Schaufenster - von außen betrachtet fehlt nichts, was zu einem Ladenlokal gehört. Aber innen fühlt man sich wie in einem Potemkischen Dorf: alles nur Kulisse. Verkauft wird trotzdem. Kleinigkeiten wie Siebdrucke von Arbeiten der beteiligten Künstler (zum Anschauen in die obere Etage gehängt), Mode, kleine Devotionalien aus Keith Harings berühmten "Pop Shop" aus dem Besitz von Kurator Klaus Richter, der die Schau zusammen mit Konstantin Zayka kuratiert hat.

Und warum das alles? Die Künstler mit den Namen Zelle Asphaltkultur, KJ263, Gerd, Aim, Delinquent und Pushit haben sich mit der eigenen Zunft auseinandergesetzt. Graffiti-Kunst ist längst nicht mehr nur temporär, viele verkaufen ihre Arbeiten, indem sie Figuren herstellen oder Siebdrucke machen, sehen sich inzwischen und zu Recht als die Maler, die sie auch sind - damit werden sie auch für den Markt interessant. Ein wirklicher "Black Market" - ein durch schwarze Tücher abgehängter Raum - verweist allerdings auch auf die Schattenseiten. Für manchen mag auch der Gedanke an Ruhm aufkommen, an "Fame" eben. Was wiederum der Titel der aktuellen Musicalproduktion der Alten Post (und Musikschule) ist.

Der neue Vertriebsweg Internet spielt für die zumeist jungen Künstler eine entscheidende Rolle. In der Ausstellung spiegelt sich das in einer realen Graffiti-Wand mit weißen großen Flecken, auf die per Beamer fotografierte Graffiti projiziert werden. Ein Spiel mit der Frage "Was ist echt und was nur virtuell vorhanden?". Gleichwohl zeigt diese Arbeit ebenso wie eine weitere, wie kunstvoll die Arbeiten der Crew 263, deren Mitgliederzahl zwischen sechs und zehn liegt, sind. Und längst hat jeder seine eigene Handschrift und hohen Wiedererkennungswert. Gerds abstrakte Wandmalerei lässt sofort an den bemalten Kiosk vor der Alten Post denken, die Figuren mit großer Nase von KJ263 sind ebenfalls unverkennbar.

Die Installation "Shop - outsidein goes schopping" ist jedoch ein "work in progress". "Deswegen ist eine Eröffnung eigentlich erst am Schluss möglich, wenn wirklich alles fertig ist und nichts mehr verändert werden kann", sagt Richter lachend. Nicht zuletzt deswegen wird bei der Veranstaltung am Sonntag auch lieber von einer Preview gesprochen.

(hbm)
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