Neuss Plastiktüten werden zum Auslaufmodell

Neuss · Seit dem 1. Juni 2016 kosten Plastiktüten in vielen Geschäften extra. In Neuss stellen die Kunden langsam auf Alternativen um.

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Foto: Elena Burbach

Seit gut einem halben Jahr können Händler selbstverpflichtend eine Gebühr auf Plastiktüten erheben. Auch Geschäfte in der Neusser Innenstadt ziehen beim Kampf gegen die Plastikflut mit. Bei den Kunden in der City scheint dadurch allmählich ein Umdenken stattzufinden.

Die Mayersche, Depot, Galeria Kaufhof - die Liste der Händler, die bis zu 25 Cent pro Plastiktüte verlangen, ist lang. Wer eine Alternative mit sich trägt, kann auf Dauer nicht nur sparen, sondern auch die Umwelt schützen. Dass immer mehr Kunden ihren eigenen Beutel dabei haben, stellen auch die Einzelhändler in der Stadt fest. Selbst im Bekleidungsgeschäft "Mädchenstolz", wo es grundsätzlich nur Papiertüten gibt, lehnen die Kunden eine Tüte oft ab, berichtet Mitarbeiterin Ela Spix. Die Geschäftsführerin Michaela Gerst schätzt ihren Tütenverbrauch seit der Verordnung nur noch auf knapp die Hälfte. Das begrüßt sie sogar, "obwohl die Tüten natürlich auch Werbung für uns sind."

Dass die Kunden für die "Tütenwerbung" auch noch zahlen sollen, habe anfangs einige verärgert, berichtet auch Barbara Beyer, Angestellte bei Galeria Kaufhof. "Mittlerweile ist das Verständnis aber da", sagt sie.

Auch Robert Pape begrüßt das Umdenken der Neusser Kunden. Der Geschäftsführer der Marien-Apotheke hat bereits im Jahr 2015 die Initiative "Plastiktüte? Nein, danke!" an den Standorten seiner Apotheken gestartet. Dort sind Plastiktüten zwar nach wie vor kostenfrei, doch seit eineinhalb Jahren werden die Kunden gezielt auf den Verzicht einer Plastiktüte hingewiesen. "Damit wurden rund 37.000 Plastiktüten eingespart", sagt der Apotheker. Für jede gesparte Tüte wurden fünf Cent für einen guten Zweck zur Verfügung gestellt. "Das hat viele Kunden auch dazu angeregt, zusätzlich zu spenden", sagt Pape. Insgesamt konnten so 2000 Euro gesammelt werden. Unter anderem floss das Geld auch in die Sanierung des Schützen-Glockenspiels am Münsterplatz. Seit Einführung der kostenpflichtigen Plastiktüten stellt auch Pape fest, dass der Verbrauch an Plastiktüten generell abnimmt.

Die freiwillige Vereinbarung des Handelsverbands und des Umweltministeriums sieht vor, dass innerhalb von zwei Jahren rund 80 Prozent der Plastiktüten kostenpflichtig sind. Laut einer EU-Richtlinie soll der Verbrauch der umweltschädlichen Tüten so bis 2025 von 71 auf 40 pro Kopf sinken.

In Neuss scheint das Konzept zu greifen. "Zuhause fliegen auf jeden Fall weniger Tüten rum als vorher", hat Petra Stubenrauch festgestellt. Eine kreative Alternative wurde auch durch die Initiative "Transition Town" ins Leben gerufen. Hinter der Idee der "Stadttasche" steckt ein Pfandsystem für Stoffbeutel. Gegen eine Gebühr von fünf Euro können die Tragetaschen im Bücherhaus ausgeliehen werden. Wer die Tasche behalten will, kann das tun. Der Pfandbetrag kommt dann der Bürgerstiftung Neuss zugute.

(NGZ)
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