Neuss Pirat gibt Tipps für legalen Hanfanbau

Neuss · In einer mehrteiligen Videoreihe will der Landtagsabgeordnete Lukas Lamla Cannabis von seinem "verruchten Image" befreien. Die Pflanze biete gleich mehrere Vorteile für Landwirte - wenn man sie denn legal anbaut.

 Der Neusser Pirat Lukas Lamla (r.) zu Gast bei den "Hanfpionieren" Frank und Ursula Tenhumberg in Hoetmar.

Der Neusser Pirat Lukas Lamla (r.) zu Gast bei den "Hanfpionieren" Frank und Ursula Tenhumberg in Hoetmar.

Foto: Lamla

Der Titel des Videos klingt, als könnte der Urheber Probleme mit dem Gesetz kriegen. Doch der gut siebenminütige Clip namens "So richtig Hanf anbauen", der von dem Neusser Piraten Lukas Lamla hochgeladen wurde, ist keine Anleitung zur Herstellung berauschender Substanzen. In dem Video geht es einzig und allein um die landwirtschaftlichen Vorteile, die Cannabis bietet. "Wir wollen diese Pflanze sozusagen aus der Schmuddelecke holen", erklärt der 33-Jährige. Die Idee hinter dem Clip: Lamla und seine Kollegen begleiten Ursula und Frank Tenhumberg, die in Hoetmar (Münsterland) auf etwa einem Hektar legal Nutz-Hanf anbauen. Etwa vier bis fünf Folgen sind geplant, die zweite Episode soll Mitte dieser Woche gedreht werden.

Um deutlich zu machen, dass sich Lamla von illegalem Cannabis-Anbau distanziert, hat der Politiker Mitte vergangenen Jahres ein Video mit dem Titel "(K)ein Aufruf zum Hanfanbau" hochgeladen, in dem er strikt davon abrät, die Samen der Pflanze - die im Tiermarkt zum Beispiel als Vogelfutter verkauft werden - wild auszusäen. Erst kürzlich hatten Spaziergänger in Meerbusch im Bereich des Modellflughafens am Rhein Cannabispflanzen gesichtet. Sogar in der Nähe zur Polizeihundestaffel am Eisenbrand wuchs die Pflanze. Die Vermutung liegt nah, dass dort jemand das Anbau-Verbot umgehen möchte, indem er Hanfsamen an verschiedenen Stellen der Stadt verteilt und dann für den privaten Konsum erntet.

Solche Aktionen sind für Lamla, der sich selbst als "Hanfpirat" bezeichnet, ein Hindernis in seinem Bestreben, die Pflanze von ihrem "verruchten Image" zu befreien. Für ihn ist Hanf ein hochinteressanter Rohstoff. So kann man aus ihm Fasern gewinnen, die sich ähnlich wie Baumwolle verarbeiten lassen. Diese muss im Gegensatz zum Hanf jedoch importiert werden. "Hanf kann aber auch als Ersatz-Cellulose für die Papierherstellung genutzt werden", sagt Lamla, der darauf aufmerksam macht, dass extra Regenwälder abgeholzt werden, um Cellulose zu gewinnen. Zudem sei Hanf interessant als Energiepflanze, um zum Beispiel Biogas herzustellen.

Hanf-Bauer Frank Tenhumberg unterstreicht vor allem die medizinischen Fähigkeiten der Allround-Pflanze. "80 Prozent unserer Kunden kaufen medizinische Produkte", sagt der 47-Jährige, der die Entscheidung, seinen Job als Immobilienkaufmann an den Nagel zu hängen, bisher nicht bereut. "Der Weg war absolut richtig. Als wir vor knapp drei Jahren anfingen, wurden wir von manchen Leuten noch belächelt - das ist mittlerweile anders", sagt der 47-Jährige.

Das Problem: Dadurch, dass Cannabis unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, unterliegt der Anbau strengen Auflagen und ist genehmigungspflichtig. Beim Saatgut müssen sich Hanfbauern zudem an eine Liste der EU halten, auf der rund 20 legale Sorten aufgeführt sind. Auch mit unangekündigten Kontrollen muss gerechnet werden. Schließlich darf in den Pflanzen keine Spur vom berauschenden Wirkstoff THC mehr vorkommen. "Viele Landwirte schrecken vor den bürokratischen Hürden zurück und bauen dann zum Beispiel doch lieber Raps an", sagt Lamla, der angibt, bei einem Info-Stand in der Neusser Innenstadt, bei dem er verschiedene Cannabisprodukte vorstellte, ausschließlich positive Rückmeldungen erhalten zu haben: "Besonders ältere Menschen kannten Hanf noch von früher als Medizin."

(NGZ)
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