Neuss Pierburg für Nachhaltigkeit ausgezeichnet

Neuss · Bereits bei der Planung des 50 Millionen Euro teuren Neubaus an der Industriestraße hat der Automobilzulieferer ökologische, ökonomische und soziokulturelle Faktoren berücksichtigt. Dafür gab's jetzt eine Zertifizierung in Gold.

 Werksleiter Jochen Luft und Bauverantwortlicher Jürgen Koopsingraven (v.l.) mit der DGNB-Plakette.

Werksleiter Jochen Luft und Bauverantwortlicher Jürgen Koopsingraven (v.l.) mit der DGNB-Plakette.

Foto: Lothar Berns

Am Vormittag lag das Objekt der Begierde noch von Luftpolsterfolie umhüllt in einem kleinen Karton. Am Nachmittag hing die rechteckige Plakette dann bereits gut sichtbar im Eingangsbereich des Pierburg-Werks an der Industriestraße 43.

Das kleine Metall-Schild hat eine große Bedeutung für den Automobilzulieferer, denn es bescheinigt dem Unternehmen an der Neusser Hafenmole 1 eine saubere Arbeit bei der Umsetzung seines im April 2014 fertiggestellten Neubaus. "Es ist für uns ein Nachweis, dass wir bei der Planung und beim Bau alles richtig gemacht haben", sagt Werksleiter Jochen Luft (39). Ausgestellt wurde die Plakette von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB). Ihr Zertifizierungsverfahren berücksichtigt die sechs Themenfelder Ökologie, Ökonomie, soziokulturelle Aspekte sowie Technik, Prozesse und Standort. So durften beim Bau ausschließlich umweltverträgliche Materialien verwendet werden, die zuvor von Bauökonomen feigegeben werden mussten - bis hin zum für die Betonierarbeiten benötigten Verschalholz, das aus nachhaltigem Anbau stammt. Laut des Werksleiters sei die Wärmerückgewinnung ebenfalls ein essenzieller Bestandteil der Zertifizierung. Diese sei zunächst zwar etwas teurer, im Laufe der Zeit rentiere sich jedoch diese Maßnahme. "Man kann auch ohne Wärmerückgewinnung bauen - dann ist es zwar billiger, doch die Unterhaltungskosten steigen an", sagt Luft. Auch aufgrund der integrierten Gießerei hatte die Verbesserung der Luftreinhaltung einen hohen Stellenwert. So wurden die zwei 50 Meter hohen Schornsteine extra hinter dem Gebäude errichtet und nicht zur Stadtseite hin. Hinzu kommen die Maßnahmen zur Abfallvorbereitung sowie zur Abwasservermeidung. Auch die Lautstärke sei laut Luft aufgrund des Schallschutzes nicht zu hoch. Damit dies auch nachts gewährleistet ist, findet die gesamte Logistik hinter dem Gebäude statt, das in zwölf Monaten fertiggestellt wurde.

Gerade die rund 700 Mitarbeiter bekommen die DGNB-Vorgaben direkt zu spüren. So musste sich das Unternehmen unter anderem mit den Fragen beschäftigen: Wie ist die Lichtqualität in den vier Hallen mit einer Gesamtfläche von 25.000 Quadratmetern? Gibt es einen Tageslichteinfall? Wie hoch ist der Wohlfühlfaktor? "Darüber hinaus ist Barrierefreiheit im ganzen Gebäude gewährleistet. Zudem gibt es Frauen- und Fahrradparkplätze", sagt Jürgen Koopsingraven (43), der für das Bauprojekt verantwortlich zeichnet.

Die Vorteile für Mitarbeiter spiegeln sich in der Anzahl der Bewerbungen wider. Laut Jochen Luft habe es seit der Fertigstellung des Neubaus einen regelrechten Ansturm auf die Ausbildungsplätze gegeben. "So viele Bewerbungen hatten wir noch nie", sagt der 39-Jährige, der darauf aufmerksam macht, dass unter anderem die Verfügbarkeit von Fachkräften, die Nähe zur Stadt und die gute Verkehrsanbindung damals den Ausschlag bei der Entscheidung für den Standort Neuss gegeben haben: "Da hat man anderen Unternehmen gegenüber einen klaren Wettbewerbsvorteil."

(NGZ)
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