Neuss Philipp Weber - ein Fachmann in Sachen Alkohol

Neuss · Der Kabarettist gastierte im Landestheater.

Der Mann ist zweifach examiniert: als Biologe und Chemiker, Und er ist Kabarettist, versteht sein Wissen humorvoll anzubringen. Und als gebürtiger Odenwälder ist ein Mensch, der den Umgang mit Alkohol traditionell nicht scheue. Mit seinem Programm "Durst - Warten auf Merlot" gastierte Philipp Weber (42) im RLT - ein zweistündiger Vortrag der etwas seltenen Art.

Weber kann Schenkelklopfer, wenn er sagt, Billigbier vom Discounter sei gut - vor allem, wenn man seinen Dackel entwurmen möchte. Aber er kann auch nachdenklich über deutsches Trinkverhalten sinnieren, wenn er beispielsweise den Alkohol "das Schmiermittel unserer Hochleistungsgesellschaft" nennt. "Denn wer immer mehr Verantwortung hat, beginnt missbräuchlich zu saufen. In unserem Land immerhin bereits acht Millionen Menschen. Wir trinken in der Vorweihnachtszeit bundesweit 120 Millionen Liter Glühwein, das ist nichts anderes als ein Advent-Ballermann!"

Weber kennt den Grat zwischen seriöser Berichterstattung und Stand-up-Comedy, wenn er andere Flüssigkeiten betrachtet und fortfährt, dass mehr als zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser hätten. "Wobei Reisende der Deutschen Bahn nicht eingerechnet sind." Trendige Kaffeekapseln verursachten jährlich 4000 Tonnen Aluminiummüll, der Beutel Kaffeepulver koste dabei umgerechnet 70 Euro. Doch bevor die Besucher zu nachdenklich werden, klärt Weber locker darüber auf, dass Energie-Brause leider keine Flügel verleihe: "Sie ist doch nichts anderes als der Urin eines zuckerkranken Gummibärchens."

Ewig trinkendes Vorbild und roter Faden ist Webers verstorbener Taufpate "Onkel Rudi", der, "um eine Verpuffung zu vermeiden", nicht eingeäschert wurde. Wenn in Deutschland 2015 rund 25.000 Jugendliche mit Alkoholvergiftung in Krankenhäuser eingeliefert worden seien, stünden denen "vorbildhafte" 27.000 Rentner gegenüber.

(Zappel-)Philipp Weber redet sich gerne stakkatoartig in Rage, nicht selten hat man Mühe, dem galoppierenden fränkischen Dialekt zu folgen. Doch er hat hintergründige Weisheiten, und die will er verbreiten: "Betrunken sein heißt, sich eloquent zu fühlen, ohne es aussprechen zu können." Und die Frage, ob man mit Alkohol vernünftig umgehen kann, beantwortete ihm sein Arzt: "Kann man durchaus. Aber nicht Sie, Herr Weber." Viel Applaus für einen kurzweiligen Abend.

(NGZ)
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