Dagmar Andrae Pfarrgemeinderat fehlen die Kandidaten

Neuss · Am 11. und 12. November werden im Erzbistum Köln die Pfarrgemeinderäte gewählt. Im Stadtgebiet von Kaarst ist es nicht gelungen, ausreichend Kandidaten zu finden. Dagmar Andrae, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, erklärt, was das bedeutet.

Sie hatten in diesem Jahr Probleme, Kandidaten für die Wahl zu finden. Ist Ihnen das noch gelungen?

Dagmar Andrae Nein, uns fehlen mindestens zwei.

Was passiert nun?

Andrae Die zehn Kandidaten werden alle gewählt - oder genauer gesagt beauftragt.

Eine Wahl ohne Auswahl - könnte der Pfarrgemeinderat sich dann nicht einfach konstituieren?

Andrae Da gibt es strenge Vorgaben in der Pfarrgemeinderatsatzung und der Wahlordnung. Die sieht zwar auch die Möglichkeit vor, Ausnahmen zu beantragen. Aber wir hatten ja schon eine beantragt, weil wir die Frist für die Bewerbung verlängert hatten. Darüber hinaus möchten wir die Wahl stattfinden lassen, um einen Auftrag und somit eine Legitimation für unser Tun zu bekommen.

Warum ist es so schwer, Kandidaten zu finden?

Andrae Die meisten Menschen wollen sich nicht für vier Jahre binden. Sie arbeiten gern an Projekten mit. Aber eine solch lange Bindung ist schwierig. Gerade für junge Menschen, die oft nicht wissen, wo sie etwa nach dem Studium sein werden und von denen berufliche Flexibilität erwartet wird.

Müsste die Struktur dann nicht grundsätzlich überdacht werden?

Andrae Das können wir nicht beeinflussen. Das wird vom Erzbistum Köln vorgegeben.

Was ist die Aufgabe des Pfarrgemeinderates?

Andrae Er berät und gestaltet mit. Zusammen mit den Hauptamtlichen stellt der Pfarrgemeinderat die Weichen für ein lebendiges Gemeindeleben und setzt inhaltliche und strukturelle Akzente. Es ist die Interessenvertretung der Laien in der Gemeinde.

Wer ist wahlberechtigt und wie viele Menschen sind das?

Andrae Insgesamt gibt es 18.000 Katholiken in unserer Pfarreiengemeinschaft. Wahlberechtigt sind alle ab 14 Jahren. Das sind rund 14.000 Gemeindemitglieder.

Wie hoch war die Beteiligung bei der vorherigen Wahl im Jahr 2013?

Andrae Da lag sie bei fünf Prozent - man muss allerdings berücksichtigen, dass nur zehn Prozent der Katholiken in den Gottesdienst kommen. Damit haben also 50 Prozent der Kirchgänger gewählt.

Die meisten wählen demnach also im Anschluss an den Gottesdienst. Welche Möglichkeit gibt es denn noch?

Andrae Es gibt wie immer die Möglichkeit, an dem Wochenende rund um die Gottesdienste in den Wahllokalen an den Kirchen seine Stimme abzugeben. Wer möchte, kann per Brief wählen. Die Unterlagen kann man in den Pastoralbüros beantragen. Im Vorfeld der Wahl gab es die Überlegung, ob wir allen aktiv Wahlberechtigten per Post eine Wahlbenachrichtigung zukommen lassen. Wegen der immensen Kosten haben wir uns jedoch dagegen entschieden. Aber wir bieten in diesem Jahr erstmalig in der Woche vor der Wahl die Möglichkeit, in unseren fünf Familienzentren abzustimmen.

Sie hoffen, mit diesem zusätzlichen Angebot die Wahlbeteiligung zu erhöhen?

Andrae Ehrlich gesagt, wollen wir verhindern, dass sie weiter sinkt.

Möglicherweise ist über den Pfarrgemeinderat und seine Arbeit in der Öffentlichkeit auch zu wenig bekannt?

Andrae Wir bemühen uns, die Menschen zu informieren, mit Aushängen in den Schaukästen und auf unserer Homepage im Internet, auf Facebook, im Pfarrmagazin und den Pfarrnachrichten. Aber wir können nicht alle Menschen erreichen. Wer nicht in die Kirche kommt, schaut beispielsweise nicht in die Kästen.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE D. FISCHBACH

(NGZ)
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