Neuss Parteien verschlafen Wahlkampf im Internet

Neuss · Am Samstag dürfen sie wieder. Sechs Wochen vor der Bundestagswahl endete am Morgen um 8 Uhr die Frist für die Wahlkämpfer, in der sie auf Plakate verzichten mussten. Während sich die Parteien auf diesen Termin akribisch vorbereitet haben, lassen die meisten die (unbefristeten) Chancen des Internets ungenutzt.

Die Parteien im Internet
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Wer Grüne, FDP und CDU im Internet besucht, sucht dagegen Hinweise auf die Bundestagswahl und die Kandidaten fast vergeblich. Die Grünen stecken erkennbar noch im Ferienmodus ("Wir wünschen eine schöne Sommerzeit"), während die FDP-Seite von Verlautbarungen des Fraktionsvorsitzenden Manfred Bodewig dominiert wird. Der weist in der Terminleiste schon einmal auf die Fraktionssitzung am 25. September hin, nicht aber auf die Bundestagswahl tags zuvor. Und selbst die CDU belässt es bei einem Terminhinweis - zwischen Sozialsprechstunde und Stammtisch.

Noch, wenn man CDU-Geschäftsführer Marcel Stepanek befragt. Mit Start der Plakatierung werde "der Wahlkampf sichtbar", verspricht er. Und das auf der CDU-Homepage in vielen Kommunen. Der Kandidat Hermann Gröhe, dessen jüngster Eintrag selbst auf der Startseite der Kreis-CDU nur ein Bericht von der Landesvertreterversammlung im Februar ist, werde heute auf der Seite eins zu sehen sein. Das klingt fast wie geplant.

Für die Grünen wirbt Parteisprecherin Susanne Benary-Höck um Verständnis. Das sei ja alles richtig mit dem etwas schlappen Internetauftritt, aber man sei schließlich eine kleine Partei. "Wir versuchen, mit knappen Ressourcen viel zu machen", sagt Benary-Höck. Spitzenkandidat Peter Gehrmann sei eh noch bis zum 21. August in Urlaub und sein Flyer noch nicht fertig. "Wir fangen Anfang September richtig an", verspricht sie. "Wir haben schon vor, auf die Bundestagswahl hinzuweisen." Plakate wird ihre Partei deshalb natürlich heute schon aufhängen, ergänzt sie.

Auch damit haben es die Liberalen nicht eilig. Anders als beim Landtagswahlkampf im Mai werde die FDP erst im Laufe der nächsten Wochen die ersten Plakate hängen, sagt Gerd Schorn, der stellvertretende Parteivorsitzende. Der Internetauftritt der Partei, der nach seiner Darstellung derzeit ganz überarbeitet wird, werde dann sukzessive auch mit Inhalten zu Wahlkampfthemen gefüllt. Leitmedium der Kampagne im Internet solle ohnehin die persönliche Homepage des Direktkandidaten Bijan Djir-Sarai werden.

Für die heute beginnende Plakatierung hat die Stadt nach Angaben von Michael Kloppenburg den Parteien alles in allem 4000 Standorte genehmigt. Ausgenommen sind der Hauptstraßenzug und die von ihm abzweigenden Nebenstraßen. Den Parteien sei auch mitgeteilt worden, so der Leiter des Presseamtes, dass alle Plakate spätestens am 1. Oktober wieder entfernt sein müssen.

Ihr "Auftauchen" heute ist für die SPD zugleich Auftakt der interaktiven Kampagne "Selfie mit Daniel". Wer sich vor einem der Plakate fotografiert und das Bild der Partei über Facebook oder Instagram zur Verfügung stellt, nimmt an einer Verlosung teil. Hauptpreis: eine Reise nach Berlin. "Im Falle eines Wahlsieges natürlich mit Daniel Rinkert", sagt Ziege.

(-nau)
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