Neuss Parkinson-Verband droht mit Klage

Neuss · Nachdem der Neusser Selbsthilfeorganisation im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" Verschwendung vorgeworfen worden war, hat der Bundesgeschäftsführer Friedrich Wilhelm Mehrhoff nun alle Verdächtigungen als falsch zurückgewiesen.

Chronologie der Skandale und Affären in Sozialverbänden im Rhein-Kreis Neuss
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Foto: ddp

Die braunen Kartons überall erinnern an Palisaden. Hoch gestapelt füllen sie Regalmeter um Regalmeter in der Bundesgeschäftsstelle der deutschen Parkinson-Vereinigung (dPV) in Neuss. Doch Bundesgeschäftsführer Friedrich Wilhelm Mehrhoff und mit ihm der Bundesvorstand dieser Selbsthilfeorganisation, denen das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" und zwei Insider in einem am Donnerstag erscheinenden Schwarzbuch vor allem Verschwendung vorwerfen, wollen sich nicht verschanzen.

"In der Sache falsch sowie in der Darstellung grob fahrlässig ruf- und verbandsschädigend" kommentiert der Vorstand die Vorwürfe — und die vielen Kartons sind sein Argument. Denn das angeblich luxuriöse und mit 355 Quadratmetern überdimensionierte Büro der Geschäftsstelle ist zur Hälfte Lager.

Anderer Ort, gleiche Haltung: "Ich glaube nicht, was da überall steht", sagt Theodor Schoppen und vertraut seinem Geschäftsführer. Im Keller einer DRK-Einrichtung im Neusser Norden hat er die Regionalgruppe Rhein-Kreis zum monatlichen Gesprächskreis beisammen. Ein gutes Dutzend ist gekommen. Es gibt Kaffee und Ananastorte, Gespräche unter Mitbetroffenen und eine kurze Erklärung von Schoppen. Eine Diskussion der jüngsten Berichte gibt es nicht.

Schoppen war aber einer der Regionalgruppenleiter, die sich morgens an die Bundesgeschäftsstelle gewandt hatten. "Nervös" und "aufgeregt" fasst Mehrhoff die Stimmung der Basis nach etlichen Telefonaten zusammen. Den Anrufern wird er seine zweiseitige Presseerklärung zusenden, die sich in zwei Sätzen zusammenfassen lässt: Die Behauptungen zu den Aufwendungen für die Bundesgeschäftsstelle sind falsch, die errechnete Summe für das angeblich 200 000 Euro betragende Salär des Geschäftsführers "entbehrt jeder Grundlage und ist wesentlich niedriger".

Wie niedrig, bleibt ungesagt, die Größenordnung der Personalaufwendungen — 350.000 Euro für zwei Voll- und zwei Teilzeitkräfte — aber unwidersprochen. Zweitens: "Der Gesamtvorstand der dPV wird nun die juristisch möglichen Wege gegen die Berichterstattung" prüfen. Der Verband, der die Berliner Kanzlei Schertz-Bergmann mit Wahrnehmung seiner Interessen beauftragt hat, droht mit Klage.

(NGZ)
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