Neuss Orgelsommer beginnt mit spannender Improvisation

Neuss · Für den erkrankten Ansgar Wallenhorst sprangen kurzfristig Joachim Neugart und Elmar Lehnen in St. Quirin ein.

 Elmar Lehnen war gerade erst aus dem Urlaub zurückgekehrt.

Elmar Lehnen war gerade erst aus dem Urlaub zurückgekehrt.

Foto: Breuer

"Orgel pur - und plus" hat Münsterkantor Joachim Neugart dem Orgelsommer - vom Förderkreis der Kirchenmusik am Quirinusmünster veranstaltet - vorgegeben. Das erste "Orgel pur"-Konzert sollte der Ratinger Konzertorganist und Orgelsachverständige im Erzbistum Köln, Ansgar Wallenhorst, bestreiten. Er musste wegen einer schmerzhaften Schultergelenkentzündung wenige Stunden vor Konzertbeginn absagen.

In der kurzen Zeit blieb dem Münsterkantor, am Tag zuvor aus dem Urlaub zurück, kaum etwas anderes übrig als selbst einzuspringen. Er schaffte es dennoch, Elmar Lehnen, Organist an der Päpstlichen Marienbasilika zu Kevelaer, als Mitstreiter zu gewinnen.

Joachim Neugart spielte zudem zwei Werke aus dem Programm, das eigentlich Ansgar Wallenhorst geplant hatte. Das war zunächst Johann Sebastian Bachs "Präludium C-Dur" mit mächtigem Pedal. Aus der "Symphonie Nr. 3 in Fis-Moll" von Louis Vierne wählte er drei Sätze. Das pompöse "Allegro moderato" des spätromantischen Komponisten ließ einmal mehr die Klangpracht der Münsterorgel (seit der Restauration) in der herrlich-halligen Akustik der Quirinusbasilika zur Geltung kommen. Nach einer "Cantilène", mit Soloflöte bei gedämpften Mittelstimmen wunderbar registriert, ist das "Finale" als Virtuosenstück eine Herausforderung für jeden Organisten. Den dahinbrausenden Part bewältigte Joachim Neugart mit Bravour.

Da Elmar Lehnen ebenfalls am Tag zuvor aus dem Urlaub zurückgekehrt war, konnte er sich nicht auf Literatur vorbereiten. Seine Improvisation über marianische Themen war aber eine so spannende wie virtuose Alternative. Die Introduktion beherrschten mysteriöse Arpeggien wie aus einem Science-Fiction-Film, bevor ein schlichtes "Ave Maria zart" kurz aufblüht. Gewaltige Läufe, spinnradartiges Sausen im Manual, herrliche Registerkombinationen bei "Gegrüßet seist du, Königin", eine kurze intime Sequenz bei "Segne du, Maria", die temperamentvolle Toccata galt dem Lied "Sagt an, wer ist doch diese?", aus dumpfer Überleitung stieg schließlich der Choral "Ave Maria, mater misericordiae" als strahlender Abschuss empor - 40 Minuten ununterbrochen mitreißende und faszinierende Improvisation. Es schien, als staunte auch die Marienstatue am Pfeiler zum Hochaltar über ein derart opulentes Klanggemälde zu ihren Ehren.

Info Das zweite Konzert im Orgelsommer (Orgel und Instrumentalensemble "Sonare Neuss") findet heute Abend, 20 Uhr, in St. Quirin statt.

(Nima)
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