Neuss Österreichische Schlaraffen stürmen Neuss

Neuss · Kunst, Humor und Freundschaft kennen keine Grenzen. Ein internationales Schelmen-Treffen.

 Schlaraffen zeigen sich auch in Neuss in ihrer vollen Pracht.

Schlaraffen zeigen sich auch in Neuss in ihrer vollen Pracht.

Foto: Woi

Zum Spiel der Schlaraffen gehört es, von Zeit zu Zeit "auszureiten". Dahinter verbirgt sich die Teilnahme an einer "Sippung" (Treffen) eines befreundeten "Reyches" (Vereins), dem der "Sasse" (Mitglied) nicht angehört. Gewöhnlich betritt er allein die fremde "Burg" (Tagungsstätte). Doch dieses Mal war alles anders: Gleich eine ganze Heerschar von 30 "Rittern" (Mitgliederrang) aus Österreich stürmte das Neusser "Castellum Novaesium" im Kolpinghaus am Burggraben nahe dem Stadtbad. Die Gäste, allesamt Schlaraffen aus den Reychen Graz, Linz, Wien und Traunstein, waren auf Frühlingsfahrt in Düsseldorfer "Gefilden" (Großraum), besuchten insgesamt fünf Reyche und kamen in ihrem Dankschreiben später zu dem Schluss: "Den schönesten Tag haben wir in Neuss verlebt".

Zum Programm in Neuss zählte auch ein ausführlicher Stadtrundgang, den der Leiter des Stadtarchivs, Jens Metzdorf, anführte. Der Fremdenführer überraschte die Gäste im Archiv mit Urkunden, die nicht nur in Neuss, sondern auch in Wien ausgestellt worden waren. Auch die Gründungsurkunde der Schlaraffia in Neuss hatte er zur Hand. "Das war eine Sternstunde", lobte später Ritter Lord Lester (Peter Raudenkolb), der gemeinsam mit Ritter Feyerfest (Norbert Breil) das Neusser Programm vorbereitet hatte, die Ausführungen von Metzdorf.

Die Schlaraffia ist ein reiner Männerbunde, der 1859 in Prag gegründet, sich der Kunst, dem Humor und der Freundschaft verschrieben hat. Diese Prinzipien tragen die weltweit 260 Vereine, in denen insgesamt knapp 11.000 Schlaraffen organisiert sind, bis in die Gegenwart. Darunter der Neusser Ableger, das 1963 gegründete "Castellum Novaesium" mit seinen heute mehr als 30 Mitgliedern. Im Gegensatz zu den sogenannten Serviceclubs wie Lions, Kiwanis oder Rotary verzichtet die Schlaraffia auf soziale Projekte. Ihre Mitglieder, die sich oftmals aus Reihen der Kunst- und Kulturschaffenden rekrutieren, sind sich selbst genug. Bei ihren Ritterspielen tragen die Schlaraffen, die wahre Schelme sind, "Rüstungen" (farbige Umhänge) und bedienen sich einer eigenen Sprache, die mittelalterlich angehaucht ist. Den Neusser Thron (Vorstand) bilden aktuell die Ritter Füchs'ken Zwo (Erhard Strake), Ben Musi (Helmut Klöden) und Sorpee (Helmut Laß), die wortgewandt, humorvoll und schlagfertig durch die Sippung führten. Derweil verbrachten die Damen kurzweilige Stunden in Leon Sztabelski "Weinzeiten" am Glockhammer.

(-lue)
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