Neuss Norfbach leidet unter Wassermangel

Neuss · Der Zustand des Norfbachs im Neusser Süden beunruhigt Anwohner und Umweltschützer. Das künstliche Gewässer ist zum Teil trockengefallen. Allerdings herrscht zurzeit überall Wassermangel.

 Michael Klinkicht, Grünen-Politiker und Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt und Naturschutz, am ausgetrockneten Norfbach.

Michael Klinkicht, Grünen-Politiker und Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt und Naturschutz, am ausgetrockneten Norfbach.

Foto: Woi

Der Norfbach zwischen Müggenburg und Erfttmündung: Kein Tröpfchen Wasser ist zu sehen. Farne und andere Grünpflanzen überwuchern das Bachbett. Der Boden ist rissig. "Dass die Norf um diese Jahreszeit und bei fehlendem Regen weniger Wasser führt, ist normal. Austrockenen sollte sie aber nicht", sagt Michael Klinkicht (Grüne). Der Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt und Naturschutz und des Bezirksausschusses Norf ist empört. "Wir haben den Erftverband immer wieder darauf hingewiesen, dass die Norf wenig Wasser führt. Ich verstehe einfach nicht, dass dieses Problem nicht in den Griff zu bekommen ist", schimpft er.

Der Erftverband ist zuständig für die Wasserwirtschaft im Zusammenhang mit dem Braunkohletagebau. Auch der Norfbach ist von der Grundwasserabsenkung betroffen und wird zum Ausgleich von RWE Power mit Wasser versorgt. Dass der Bach trocken fällt, ist für Udo Rose vom Erftverband kein neues Thema. "Da kommen eine Reihe von Faktoren zusammen. Zum einen hängt der Bach trotz der Einleitungen vom Grundwasser ab und das ist bei geringem Regen sehr niedrig. Zum anderen fällt gerade der Unterlauf der Norf häufiger trocken, weil die Müggenburg die Erlaubnis hat, Wasser aus dem Bach zu entnehmen. Im Herbst verschärft sich das Problem zusätzlich, weil das abfallende Laub die Zuflüsse verstopft", erklärt er. Die eingespeisten Wassermengen zu erhöhen, sei keine Lösung. Das würde der Bach nicht verkraften und verursache an anderen Stellen der Norf Überflutungen der Uferbereiche. "Solange die Müggenburg Wasser aus der Norf nehmen darf, ist das Problem für den Unterlauf des Gewässers nicht zu lösen", stellt er fest.

Dass die Besitzer der Wasserburg aus dem 18. Jahrhundert sich aus dem Bach bedienen dürfen, geht auf uralte Wasserrechte zurück. "Die Burg ist auf Eichenpfählen gebaut, die ständig feucht sein müssen. Deshalb gibt es dieses Recht, das zeitlich nicht begrenzt ist", erklärt der Leiter des Kreisumweltamtes, Norbert Clever. Dass die Müggenburg Verursacher des trockenen Bachlaufs ist, zieht er in Zweifel. Denn die dürfe nur soviel Wasser entnehmen, wie auf ihrem Gelände verdunstet. Das seien geringe Mengen. "Es könnte aber sein, dass sich durch Äste und Laub irgendwo im Bachverlauf ein Stau gebildet hat, das Wasser deshalb nicht fließen kann. Wenn Bürger so etwas bemerken, sollten sie es uns oder dem Erftverband melden", sagt er.

Ebenso wie der städtische Umweltdezernent Matthias Welpmann, vermutet auch Clever allerdings am ehesten eine natürliche Ursache für die Trockenheit. Welpmann erklärt: "Es hat schlicht wenig geregnet. Die Pegelstände aller Gewässer sind niedrig. Auch der Rhein führt kaum Wasser. Es besteht kein Grund zur Beunruhigung. Die Fische haben sich in die wasserführenden Bereiche des Norfbachs zurückgezogen."

Dennoch nimmt die Stadt den Wassermangel ernst. "Zurzeit gibt es eine ungewöhnliche Trockenheit. Der Wasserstand im gesamten Stadtgebiet ist abgesunken und hat einen historischen Tiefstand erreicht", sagt Sprecher Peter Fischer. Man überprüfe jetzt auch das Biotop, das sich von Norf und dem Stommelner Bruch bis zum Zedernweg und weiter ziehe.

(NGZ)
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