Neuss Niedriger Wasserstand der Norf ärgert Norfer

Neuss · Das Umweltamt erinnert Anwohner daran, dass sie kein Wasser aus dem Norfbach entnehmen dürfen. Der Bach wird künstlich gespeist.

 Kaum knöcheltief ist der Norfbach an einigen Stellen. Im Sommer stinkt er des öfteren. Die Norfer wünschen sich daher mehr Wasser in dem Bach.

Kaum knöcheltief ist der Norfbach an einigen Stellen. Im Sommer stinkt er des öfteren. Die Norfer wünschen sich daher mehr Wasser in dem Bach.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Wasser aus Bächen und Flüssen in kleinen Mengen abzuzweigen, um damit zum Beispiel den Garten zu sprengen, ist Anwohnern von Gewässern grundsätzlich erlaubt. Für den Norfbach gilt das allerdings nicht. "Er führt nur deshalb Wasser, weil die RWE Power AG an zwei Stellen - am Ansteler Bruch und einen Kilometer weiter unten - Wasser einleitet", berichtet Norbert Clever, Leiter des Kreisumweltamtes. "Wasserentnahmen sind daher nicht zulässig." Dies wurde den Anwohnern am Norfbach kürzlich per Post mitgeteilt. Denn dem Kreisumweltamt lagen Hinweise vor, dass an mehreren Stellen illegal Wasser abgezwackt werde. "Eigentlich wissen die Anlieger, dass sie das nicht dürfen", sagt Clever. "Wenn wir doch noch jemanden dabei erwischen, muss er mit einem Bußgeld rechnen."

Neuss: Niedriger Wasserstand der Norf ärgert Norfer
Foto: woi

Den geringen Wasserstand hält nicht nur das Kreisumweltamt im Auge. Seit Jahren wünschen sich die Norfer, dass ihre "Norf" wieder mehr als Bach denn als Rinnsal daherkommt. "Das war vor einigen Jahren und Jahrzehnten auch so", berichtet Ratsfrau Waltraud Beyen (CDU). "Da war die Norf etwa halb so breit wie die Erft kurz vor der Mündung." Durch den Tagebau sei der Wasserstand jedoch gesunken. Die Folge: "Im Sommer stinkt der Bach oft", sagt Beyen. "Wir fordern darum, dass mehr Wasser eingeleitet wird - auch, um die Tierarten am Bach zu erhalten."

Eine Erhöhung der Wasserzugabe ist laut Erftverband allerdings nicht möglich. "Wenn wir oben mehr Wasser hineingeben, würde es an anderer Stelle überlaufen", erklärt Bernd Bucher vom Erftverband. "Das System ist im Moment gut austariert." Und das besteht nicht nur aus dem Norfbach, wie Bucher erklärt. Um das ehemalige Sumpfgebiet trockener zu machen, waren bis in die 1960er-Jahre Entwässerungskanäle angelegt worden, zu denen unter anderem Stommelner, Knechstedener, Gohrer und Schwarzer Graben gehörten.

Als ab den 1970er-Jahren durch den Bergbau das Grundwasser absank und nicht nur der Norfbach, sondern auch wertvolle Feuchtgebiete wie Knechtstedener und Roseller Bruch trocken fielen, wurden Gegenmaßnahmen notwendig: Das Einleiten von Sümpfungswasser beispielsweise in den Nievenheimer Bruch, den Schwarzen und den Gohrer Graben sollte die Feuchtgebiete am Leben erhalten und gleichzeitig die Wasserversorgung sicherstellen. Bei Anstel wurde darüber hinaus ein Kanal gegraben, durch den - bis zum Jahr 2004 - Wasser vom Gillbach in den Norfbach geleitet wurde.

"An diese Zeit erinnern sich die Norfer, wenn sie sich einen höheren Wasserstand in der Norf wünschen", sagt Bucher. Eine durchgehende Wasserführung des Norfbachs stehe jetzt aber nicht mehr im Fokus. Denn wenn der Bergbau eingestellt werde, rechne man wieder mit einem allmählichen Anstieg des Grundwassers. Die Einleitungen könnten verringert werden, der Norfbach sei dann wieder als Entwässerungssystem nötig.

Begründungen, die Waltraud Beyen nicht ausreichen. "Wir wünschen uns, dass nach allen Seiten geprüft wird, ob nicht doch mehr Wasser in die Norf eingeleitet werden kann", sagt die Stadtverordnete.

(sug)
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