Neuss Neusserin dokumentiert Europas Tierheime

Neuss · Für ihren Bachelor bereiste Manuela Dörr mehrere Länder, um Tierheime zu fotografieren. Nun will sie ein Buch veröffentlichen.

 Eines von 85 Bildern aus dem Buch: Diese Aufnahme eines Tierheim-Mitarbeiters wurde in der Station "Asociata Anima" in Câmpulung in Rumänien gemacht.

Eines von 85 Bildern aus dem Buch: Diese Aufnahme eines Tierheim-Mitarbeiters wurde in der Station "Asociata Anima" in Câmpulung in Rumänien gemacht.

Foto: Manuela Dörr

Ein Schlüsselerlebnis in Spanien brachte im März vergangenen Jahres den Stein ins Rollen. Als eine Freundin von schlimmen Verhältnissen in spanischen Tierheimen berichtete, wollte sich Manuela Dörr ihr eigenes Bild machen. Bei einem Bild blieb es jedoch nicht, die damalige Fotografie-Studentin machte gleich mehrere. Während einer Sprachreise ergriff sie die Gelegenheit, um sich unter anderem in der Tierstation "Esperanza" in Andalusien umzusehen und zu fotografieren. "Ich hatte das Schlimmste befürchtet", sagt die 28-Jährige. Es kam jedoch anders als erwartet.

Allein die Lage des Tierheims entsprach nicht ihren tristen Vorstellungen. "Es liegt wunderschön in den Bergen. Ein Deutscher leitet dort die Station und kümmert sich rührend um die Tiere", sagt Manuela Dörr, die von 2011 bis zum vergangenen April an der Fachhochschule Dortmund studierte.

Das Thema Tierheime ließ die 28-Jährige, die ihr Abitur am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium gemacht hat, nicht mehr los. Schnell stand fest, dass sie weitere Länder bereisen möchte, um "nachzuforschen", wie sie sagt. Sie besuchte nicht nur Einrichtungen in Spanien, sondern auch in Dortmund, Berlin, Paris, Südtirol, Rumänien und Georgien. Ihr Ehrgeiz wurde so groß, dass sie sich dazu entschloss, ihre Bachelor-Abschlussarbeit dem Thema zu widmen - in Form eines Fotobuchromans namens "2924 Hunde und 10 Tierheime". Seit April dieses Jahres - rund ein Jahr nach ihrer Sprachreise in Spanien - ist das Buch fertig. Den Bachelor hat sie mittlerweile in der Tasche. Doch dabei soll es nicht bleiben. Die Fotografin und Autorin möchte den Druck für eine Hunderter-Auflage ihrer Bachelorarbeit als sogenannter Selfpublisher finanzieren. Dazu hat sie bereits eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, die noch bis zum 17. August läuft. Das Prinzip ist simpel: Werden genügend Bücher bestellt, wird die Auflage produziert. Rund 1500 Euro benötigt sie für die Realisierung ihres Projektes. Momentan steht sie bei gut 600 Euro.

Doch nicht nur Fotos sind in ihrem Buch zu finden. So wird ebenfalls die fiktive Geschichte von der Architektin Natalie erzählt, die den Auftrag erhält, ein Tierheim zu bauen. Auf sich alleine gestellt bereist sie Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Georgien und Rumänien. Vor Ort lernt sie die Tierheime und ihre Prinzipien kennen. "2924" ergibt sich aus der Anzahl der Hunde, die in den Tierheimen leben, die Natalie bei ihrer Reise besucht.

Doch wie viel Natalie steckt in Manuela Dörr? "Ich habe sie extra erfunden, um nicht aus der Ich-Perspektive zu schreiben", gibt die Autorin zu, die rund alle zwei Wochen nach Neuss kommt, um ihre Eltern in Reuschenberg zu besuchen. Ihre Intention, das Buch zu schreiben, geht tiefer, als das blanke Abschlussprojekt ihres Bachelorstudiengangs. Dörr möchte Tierheime aus einer neutralen Sicht darstellen, ihre positiven und negativen Seiten beleuchten sowie die Arbeit der Angestellten in den Mittelpunkt stellen. Nebenbei werden auch ethische Themen wie Kastration behandelt.

Gerade in Ländern wie Rumänien und Georgien seien die Bedingungen deutlich schwieriger als in deutschen Tierheimen. "Aber dort waren die Menschen, die ich getroffen habe, ebenfalls sehr engagiert - auch wenn sie nicht viel Geld zur Verfügung haben", sagt Dörr.

(NGZ)
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