Jröne Meerke Neusser Wildgans-Exkursion steht in der Kritik

Neuss · Die Wildgänse am Jröne Merke haben es nicht leicht. Ersr wollte die Stadt sie verjagen, doch mittlerweile scheint man in Neuss aus der "Not" eine Tugend machen zu wollen - und bietet Exkursionen an. Das trifft auch auf Ablehnung.

Jröne Meerke: Neusser Wildgans-Exkursion steht in der Kritik
Foto: Angelika Warmuth

Die Wildgänse am Jröne Merke haben es nicht leicht. Jahre lang wurde seitens der Stadt versucht, die einzige Brutpopulation dieser Art in Westeuropa einzudämmen - bis Natur-, Vogelschutz- und Jagdrecht einen Strich durch dieses Vorhaben machten. Umweltdezernent Matthias Welpmann warb daraufhin für eine friedliche Koexistenz von Mensch und Wildgans - und erklärte die Tiere zur Attraktion.

Mittlerweile scheint die Stadt aus der "Not" eine Tugend machen zu wollen. Denn das Amt für Umwelt und Stadtgrün bietet nun sogar Exkursionen zu den Wildgänsen am Jröne Meerke an. "Der Gedanke, der dahinter steckt, ist eine saubere und naturwissenschaftliche Aufklärung über das Thema. Was ist vor Ort los? Welche Gänsearten gibt es dort? Was haben sie für einen Lebenszyklus? All diese Fragen sollen geklärt werden", sagt Welpmann.

Als interessanten Aspekt hebt der Umweltdezernent die Beringung hervor, mit der die Reiseroute der Gänse rekonstruiert werden kann: "Diese Zahlen werden weltweit erfasst."

Ingrid Schäfer (CDU) kann diese Faszination nicht teilen. "Die Nordstadt - speziell die südliche Furth - hat eine extrem dichte Bevölkerung mit viel Geschosswohnungsbau", sagt die Geschäftsführerin des Initiativkreises Nordstadt. Daraus resultiere ein hoher Bedarf an der Nutzung öffentlicher Grünflächen. "Durch die Wildgänse und dem Hype, der um sie veranstaltet wird, sehe ich nicht nur eine Gefahr für Fußgänger und Autofahrer auf der Viersener Straße, sondern auch eine gravierende Einschränkung dieses Naherholungsgebietes für die Bevölkerung", sagt Schäfer, die angibt, die geplanten Exkursionen "überhaupt nicht verstehen" zu können.

Besonders die Exkremente der Tiere auf den Rasenflächen sind Schäfer ein Dorn im Auge. Dies betreffe auch den Kinderspielplatz in dem Bereich. Nach Angaben von Welpmann ist die Stadt am Jröne Meerke jedoch regelmäßig aktiv. Nicht nur, um die unliebsamen Hinterlassenschaften der Gänse zu entfernen, sondern auch, um die Einhaltung des bestehenden Fütterungsverbots zu kontrollieren. "Die Anzahl der Beschwerden hat in den vergangenen Monaten deutlich abgenommen", sagt der Experte, der auch betont, dass das Gewässer - auch durch die neue Ultra-Schallbehandlung - in einem guten ökologischen Zustand sei. Auch die Hecken, die die Gänse vom Spielplatz fernhalten sollen, sei verdichtet worden: "Das werden wir im Zuge der Umgestaltung des Spielplatzes auch weiter im Auge behalten."

Michael Klinkicht, Vorsitzender des Umweltausschusses, sieht das Thema entspannt: "Man muss die Kirche im Dorf lassen. Ich sehe es nur dann als Problem, wenn tatsächlich Spielplätze verkotet und Grünflächen abgegrast sind. Dann müsste man die Überpopulation eindämmen." Der Gänsebestand sei jedoch seit Jahren stabil - "wenn man das Thema wissenschaftlich begleitet, finde ich das gut", sagt Klinkicht.

(NGZ)
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