Serie: Rätsel der Stadt (2) Neusser suchen Schlachtruf-Urheber

Neuss · Mit "So fass wie Nüss: Halt fass!" wird eine Runde aufgelassen. Wer hat's erfunden?

 Das Gedicht, das Karl Kreiner seiner Tochter Walburg 1939 ins Poesiealbum schrieb, setzte der Künstler Wilhelm Küppers in einen Holzschnitt um.

Das Gedicht, das Karl Kreiner seiner Tochter Walburg 1939 ins Poesiealbum schrieb, setzte der Künstler Wilhelm Küppers in einen Holzschnitt um.

Foto: lue-

Jetzt, da sich die Schützen wieder aufs Fest Ende-August einstimmen, ist der Ruf vermehrt in Gaststätten und auf Terrassen zu hören. Lässt der Oberleutnant eine Runde mit den Worten auf: "So fass wie Nüss", so antworten seine Mannen: "Halt fass!" Ein Ruf, der die Neusser Seele rührt, denn er bedeutet so viel wie: So fest wie die Stadt Neuss steht, so fest haltet zusammen!

Heimatfreunde, Karnevalisten und Schützen nutzen den Ruf, den fast jeder kennt, aber keiner kennt den Urheber. Steht die Frage im Raum, woher der Spruch stammt, beginnen selbst Berufs-Neusser zu stottern. Die NGZ hat sich auf Spurensuche begeben.

Der Spruch "An Herrgott on Heimat, en Freud on en Knies, halt faß bis zum Baschte, so faß wie Nüß!" Der Neusser Heimatdichter Karl Kreiner schrieb 1939 seiner Tochter Walburg dieses Gedicht ins Poesiealbum und fügte den Zusatz an: "Das sagt Dir, liebe Walburg, Dein Vater". Schwer vorstellbar, dass ein bekannter Autor einen Text ohne Urhebervermerk zitiert. Aber letztlich bleiben Zweifel.

Ein Erklärungsversuch Im "Neusser Alphabet" aus den 1960er Jahren deutet Karl Kreiner das Wort "faß". In seinem Standardwerk der Neusser Mundart gibt er gleich zwei Hinweise. "So fass wie Nüß" sei eine "nach dem Burgunderkriege weit verbreitete Redensart" gewesen. Hat Kreiner Recht, wäre der Spruch bereits mehr als 500 Jahre alt. Damals, 1474/75, belagerte Karl der Kühne das standfeste Neuss - vergeblich. Ferner führt Kreiner das "so faß wie Nüß, halt faß" als Ruf "der Neusser Heimatfreunde" auf.

Die These Der Kern des bis heute populären Schlachtrufes - "So faß wie Nüß!" - stammt aus der Zeit der Burgunderkriege. Kreiner leitete daraus eben jenes Gedicht ab, das er Ende der 1930er Jahre seiner Tochter Walburg ins Poesiealbum schrieb und die Brüder Karl-Heinz, Fritz und Otto Dienst machten daraus für die Vereinigung der Heimatfreunde einen Urschrei: "So faß wie Nüß" mit Gegenruf: "Halt faß!"

An die Mitwirkung der Brüder Dienst, einst Größen auf der Bühne des Nüsser Ovends, erinnerte vor Jahren der ehemalige Heimatfreunde-Chef Ernst Freistühler. Das Trio habe, so Freistühler, mit dem Ruf um 1930 einen Wettbewerb gewonnen. Wer auch immer den Ruf erfunden hat, er hat den Neussern eine Freude bereitet.

(-lue)
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