Neuss Neusser Sturmjäger zeigt die Schönheit im Unwetter

Neuss · Dennis Oswald (35) reist jedes Jahr in die USA, um Unwetter zu fotografieren. Nun ist "Expedition ins Licht" erschienen - ein Buch mit 40 Fotos von ihm.

Neuss: Sturmjäger Dennis Oswald fotografiert Unwetter
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Dennis Oswald aus Neuss fotografiert Unwetter

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Das Lieblingsbild von Dennis Oswald heißt zwar "Ela", es ist aber kein Porträt. Ausgerechnet in seiner Heimatregion ist es entstanden: Es war der Abend des 9. Juni 2014. Das Tiefdruckgebiet "Ela" hatte einen verheerenden Sturm ausgelöst. Teile des Further Schützenzelts waren längst eingestürzt, da wartete der Extremwetterfotograf noch in einem Feld bei Grevenbroich auf das eine Foto. Die Belichtungszeit auf eine Sekunde gesetzt, weil das Getreidefeld wellenförmig im Wind wehte. Mittlere Blende, weil die Dunkelheit hereinbrach. Leicht erhöhte Sensorempfindlichkeit, weil Oswald die mächtige Wolkenformation dieses Pfingstabends einfangen wollte. Das Ergebnis: "Ela" - sie ist wieder so eine beeindruckende, oswaldsche "Ästhetik des schlechten Wetters".

Mehr als 40 seiner Aufnahmen haben es in den neuen Bildband "Expedition ins Licht - Auf den Spuren außergewöhnlicher Bilder" geschafft, der nun im Rheinwerk Verlag erschienen ist. "Ela" ist das einzige unter ihnen, das im Rhein-Kreis entstanden ist. Für alle anderen ist er in den Mittleren Westen der USA gereist. In das "Eldorado der Extremwetterfotografen", wie Dennis Oswald das Land nennt, in dem Unwetter alles andere als rar sind.

Als einer von sechs Fotografen hat der 35-jährige Extremwetterfotograf den Bildband mitgestaltet. Die sechs Kapitel zeigen Tropfenfotografie, Lightpainting, Mikrofotografie, Sternenfotografie, Luftbildfotografie und Oswalds extreme Himmelsbilder. "Zu jedem Foto erzählen wir die Entstehungsgeschichte", sagt Dennis Oswald. Wer "Expedition ins Licht" ansieht, ist also nicht nur Betrachter, sondern auch Leser. Anders als in einer Ausstellung, gibt es hier einen Eindruck davon, welcher Aufwand nötig war, damit eben dieses Foto entstehen konnte.

Oswald lässt den Leser vor allem an seinen Expeditionen in die USA teilhaben. Jedes Jahr zieht es den Neusser in die USA. Auch in Europa gebe es oft starke Unwetter. Doch Oswald sieht sich nicht als dokumentarischer Fotograf. Aus künstlerischer Sicht sei Amerika unumgänglich, "weil dort die Wetteraussichten hochgradig extrem, aber deswegen auch hochgradig fotogen sind", so Oswald. Und wenn er dann relativiert, dass nicht das stärkste Unwetter auch das schönste ist, dann klingt schon wieder die Wissenschaft hinter seiner Fotokunst an. Als Student der Geografie und Meteorologie weiß er, wovon er spricht.

Zigtausend Kilometer, mehrere zehntausend Bilder: Seit 15 Jahren ist der "Sturmjäger" nun auf der Jagd. Er gilt als einer der erfahrensten Europäer auf dem Gebiet. Ihren Reiz aber hätten die Unwetter in all den Jahren nie verloren, sagt Oswald. "In meinen Augen ist das Wetter ein Naturschauspiel", sagt er. "Die Stürme sind Himmelslandschaften für mich."

Jedes Gewitter sehe anders aus. So ähneln sie sich zwar aus meteorologischer Sicht, "aber in meiner Linse ist jedes Unwetter ein Unikat". Dennis Oswald weiß also nie, was auf ihn zukommt. Außer dem nächsten Reisetermin in die vom Klima geprägten, amerikanischen Landschaften. Der nächste Flug in die USA geht im Mai 2017.

(ball)
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