Neuss Neusser Schulen verzichten auf Verbot für Gesichtsschleier

Neuss · Per Schulordnung verbietet eine Düsseldorfer Grundschule jetzt eine Gesichtsverhüllung wie mit Nikab oder Burka. Auch Mütter, die ihr Kind von der Schule abholen oder mit Lehrern sprechen wollen, müssen den Gesichtsschleier ablegen. Damit wolle man eine offene Kommunikation ermöglichen, erklärt die Schule in Holthausen.

 Im Gespräch mit Lehrern muss das Gesicht enthüllt werden.

Im Gespräch mit Lehrern muss das Gesicht enthüllt werden.

Foto: dpa

Elisabeth Hüls, Leiterin der Gebrüder-Grimm-Schule in Erfttal, kann das verstehen. Anlass für eine ähnliche Regelung an ihrer Schule sieht sie jedoch nicht. "Wir haben keine verschleierten Lehrerinnen oder Kinder", berichtet sie. "Und bei den Eltern setzen wir auf Kooperation." Zwei Mütter gebe es, die ihr Gesicht verhüllten. "Wir sagen ihnen, dass wir ihnen nur Auskunft über ihr Kind geben, wenn wir wissen, wer vor uns sitzt." Im Gespräch mit den Lehrerinnen würden sie dann auch stets den Schleier lüften. "Ich weiß natürlich nicht, ob sie dies ebenfalls im Gespräch mit einem Lehrer machen würden." Diesen Fall habe es bislang nicht gegeben.

Das wäre aber an den weiterführenden Neusser Schulen ein Problem, sagt Achim Fischer, Sprecher der Neusser Schulleiter. "An Grundschulen sind die meisten Lehrer weiblich. An den weiterführenden Schulen dagegen ist die Hälfte der Lehrerschaft männlich." Da könne es leicht passieren, dass eine Mutter einem männlichen Gesprächspartner gegenübersitze. "Wenn sie aber nicht den Schleier hebt, können wir nicht kontrollieren, wer darunter ist."

An der Janusz-Korczak-Gesamtschule, die Fischer leitet, seien bisher keine Identitätsprüfungen nötig gewesen. "Bei vollverschleierten Müttern ist immer der Mann zum Gespräch mitgekommen." Allerdings könne es sehr wohl Probleme geben: "Wenn ein Kind zum Beispiel einen Unfall hat und die Mutter es abholen muss, müssen wir wissen, wem wir es mitgeben."

(sug)
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