Neuss Neusser Oratorium wird in Leipziger Oper uraufgeführt

Neuss · Die Flüchtlingskrise hat Gregor Linßen fassungslos gemacht - fassungslos angesichts des Verhaltens vieler Menschen, Politiker wie Normalbürger, in Europa. "Die Krise ist nicht plötzlich aufgetreten, die Situation in den Herkunftsländern der Flüchtlinge ist ja nicht neu", sagt er kopfschüttelnd, "aber Menschen neigen offenbar dazu, etwas erst wahrzunehmen, wenn sie persönlich betroffen sind." Der Neusser Musiker und Komponist hat sich auf seine Art mit diesem Thema auseinandergesetzt und ein Oratorium geschrieben. Die Uraufführung von "Psalm 2016" wird während des Katholikentages, der vom 25. bis zum 29. Mai in Leipzig gefeiert wird, stattfinden.

 In den Osterferien probte Gregor Linßen mit 70 Sängern - hier ein Teil der Gruppe - für die Uraufführung seines Oratoriums beim Katholikentag.

In den Osterferien probte Gregor Linßen mit 70 Sängern - hier ein Teil der Gruppe - für die Uraufführung seines Oratoriums beim Katholikentag.

Foto: P. Gottselig

Allein für diesen Anlass hat der 49-Jährige einen Chor mit 70 Sängern aus der gesamten Bundesrepublik geformt. Zusammen mit den fünf Musikern der Gruppe "Ami", einem Streichquartett und Schauspielern des Gelsenkirchener Theaters Gildenast werden sie das Werk am 26. Mai auf die Bühne der Leipziger Oper bringen, in deren Zuschauerraum immerhin 1300 Menschen Platz finden. "Das ist schon eine enorme Wertschätzung", ist sich Linßen bewusst, "immerhin ist die Leipziger Oper einer der größten Orte, die beim Katholikentag zu bespielen sind."

Ein Oratorium sei einfach mal wieder "dran" gewesen, findet Linßen, der quasi vier Monate nonstop komponierte. Waren seine bisherigen Oratorien wie "Petrus und der Hahn" Auftragsarbeiten, so ist ihm "Psalm 2016" eine reine Herzenssache. Und während er sonst zuerst die Lieder zu einem Thema komponiert und anschließend an einem Handlungsfaden entlang anordnet, hatte er diesmal zuerst ein Theaterstück im Kopf. Darum spricht Linßen von "Psalm 2016" auch lieber als einem Theater-Oratorium.

Die Handlung: Eine Frau, verheiratet mit einem Muslim, trifft auf einen Atheisten - das ist Ausgangspunkt für eine Diskussion über den (Un-) Glauben an den einen Gott und die Blickwinkel der drei monotheistischen Religionen. Bei der Uraufführung in Leipzig soll es nicht bleiben. "Es wird Folgeaufführungen geben", versichert Gregor Linßen. Und einzelne Chorstücke seien auch im Gottesdienst verwendbar.

Info Opernhaus Leipzig, 26. Mai, 20 Uhr

(susa)
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