Neuss Neusser Institut testet Diabetes-Medikamente

Neuss · Heute ist Weltdiabetes-Tag. Das Neusser Institut "Profil" untersucht in klinischen Studien neue Wirkstoffe, um die Therapie zu verbessern.

Das leidige Pieksen, um den Blutzuckerwert zu messen, soll bald ein Ende haben. Die Forscher suchen nach einer unblutigen Methode.

Das leidige Pieksen, um den Blutzuckerwert zu messen, soll bald ein Ende haben. Die Forscher suchen nach einer unblutigen Methode.

Foto: O. Staschik

"Profil" ist ein im Hammfeld ansässiges Institut für Stoffwechselforschung, das für und mit der internationalen Pharmaindustrie arbeitet. In manchen Forschungs-Gebieten ist der Neusser Betrieb sogar weltweit führend. Rund 1000 Probanden nehmen dort jährlich an Studien teil und unterstützen damit die Wissenschaft in der Suche nach neuen Therapiemöglichkeiten.

Die Zahlen sind erschreckend: Laut Angaben des Diabetes Dachverbands IDF (International Diabetes Federation) wird es im Jahr 2030 weltweit über 430 Millionen Menschen mit Diabetes geben. Das entspricht 7,8 Prozent der Weltbevölkerung. 2010 waren es mit 285 Millionen Betroffenen noch 6,6 Prozent. Und in Deutschland ist die Lage noch verheerender. Hierzulande sind aktuell etwa sechs Millionen Menschen von der Zuckerkrankheit betroffen. Prognosen zufolge wird 2030 jeder Zehnte an Diabetes leiden. Diese Entwicklung lässt nur eine Schlussfolgerung zu: Es muss noch mehr geforscht werden. Das sieht auch Profil-Geschäftsführer und Arzt Dr. Christoph Kapitza so. Schon als Student war er Teil der Studiengruppe der Klinik für Stoffwechselkrankheiten und Ernährung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die das Institut gründete. Aus einem sechsköpfigen Team wurde innerhalb von nur 14 Jahren ein international anerkanntes Stoffwechselforschungs-Institut mit mittlerweile 250 Mitarbeitern verteilt auf die Standorte in Neuss und Mainz. Davon arbeiten allein 230 an der Hellersbergstraße.

Die Arbeit des Instituts setzt dann ein, wenn die Pharmazie mit der Entwicklung eines neuen Medikaments soweit ist, dass es an Menschen erprobt werden kann. "Hauptsächlich widmen wir unsere Arbeit der Arzneimittelforschung. Wir testen in klinischen Studien neue Wirkstoffe und Wege, um die Diabetes-Therapie zu verbessern", erklärt der Arzt. Als wahrer Experte genießt "Profil" weltweites Ansehen bei der Durchführung von sogenannten Clamp-Studien. Mit dieser Messmethode werden die Eigenschaften von neuem Insulin getestet. Die logische Konsequenz: "Alle großen und kleinen Firmen im Diabetes-Bereich möchten mit uns zusammenarbeiten", sagt Dr. Kapitza. Mit Hochdruck arbeite die Diabetesforschung an neuen Insulinen mit unterschiedlich langer Wirkdauer. "Darüber hinaus ist Insulin in Form einer Tablette ein großer Forschungsschwerpunkt", erklärt der Geschäftsführer. Aber auch zum Thema Blutzuckermessung mangelt es den Wissenschaftlern nicht an neuen Ansätzen. Das leidige Pieksen mag vielleicht bald ein Ende haben, denn die Forschung sucht nach einer unblutigen Methode. "Aber Arzneimittelforschungen und -studien brauchen mehr als nur Antrieb und kluge Köpfe", sagt der Arzt und ruft damit zu einer größeren Bereitschaft für Studienteilnahmen auf. Trotz einer Datenbank mit 20 000 Probanden sucht das Institut permanent nach neuen Interessenten. Neben Diabetikern Typ 1 und 2 können auch gesunde Menschen in die Datenbank des Instituts aufgenommen werden.

(NGZ)
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