Entwicklungshilfe Neusser hilft Ruandas Fußball auf die Beine

Neuss · Als sogenannter Senior Expert war Dieter Dreesmann vier Wochen in Ostafrika. Dort sollte er Struktur in den Jugendfußball bringen.

 Dieter Dreesmann steht vor der Fußballakademie in Ruanda. Sie wurde gegründet, um Kindern nachmittags eine Beschäftigung zu bieten und sie so von der Straße wegzuholen.

Dieter Dreesmann steht vor der Fußballakademie in Ruanda. Sie wurde gegründet, um Kindern nachmittags eine Beschäftigung zu bieten und sie so von der Straße wegzuholen.

Foto: Dreesmann

Dieter Dreesmann musste nicht lange überlegen, als er im April dieses Jahres die Anfrage erhielt. Die Aufgabe, vier Wochen in Ruanda zu verbringen und dort Struktur und Organisation in den Jugendfußball zu integrieren, klang einfach zu reizvoll. Angefragt wurde der 72-Jährige in seiner Funktion als Ehrenamtler für den "Senior Experten Service" - eine deutsche Entsendeorganisation für ehrenamtliche Fach- und Führungskräfte im Ruhestand oder in einer beruflichen Auszeit.

Für die Aufgabe wurde Dreesmann gezielt ausgewählt. Schließlich ist er in Sachen Fußball absoluter Fachmann. Er spielte nicht nur selbst Fußball - finanzierte sich als Torhüter bei der DJK Gütersloh einst sein Studium -, sondern war in den 90er Jahren auch als Geschäftsführer für den damals noch existierenden VfB Leipzig aktiv. Zudem besitzt er einen Trainerschein, der ihm das Urteil erlaubt: "Es gibt unheimlich viele Diamanten in Ruanda. Sie müssen nur noch geschliffen werden."

Entwicklungshilfe: Neusser hilft Ruandas Fußball auf die Beine
Foto: Dreesmann

In der Hauptstadt Kigali gibt es seit einigen Jahren eine Fußball-Akademie, die von dem früheren National-Torhüter, Eugène Murangwa, und Ex-Mitspielern gegründet wurde. "Es ging darum, den Jugendlichen nachmittags eine Beschäftigung zu bieten, damit sie von der Straße wegkommen", sagt Dreesmann, der schmunzelnd hinzufügt: "Die Akademie kam aber nicht so richtig aus den Puschen."

Mittlerweile sind nach Angaben des Neussers 140 Kinder und sechs Trainer dort aktiv. Als er Anfang Juni in Ruanda ankam, stand zunächst eine Bestandsaufnahme auf dem Programm. "Ich vergleiche die Verhältnisse in Ruanda mit Deutschland Anfang der 50er Jahre", sagt der 72-Jährige.

Richtige Strukturen im Fußball gebe es nicht. An einen organisierten Ligabetrieb für den Nachwuchs sei gar kein Denken. Sein erster Eindruck: Der Leiter der Akademie muss entlastet werden. "Wir mussten schauen, dass wir einige seiner Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen. Das nötige Personal war da, musste aber nur noch eingesetzt werden", sagt er.

Eine Mission, die er auch von Deutschland aus weiter verfolgt: Partner für die Akademie zu akquirieren. "Da bieten sich eigentlich nur große Bundesliga-Vereine an. Mal sehen, was dabei herauskommt", sagt der Fußball-Experte, der in Ruanda auch den aktuellen Nationaltrainer des Landes traf. Kleiner Vorteil: Es konnte Deutsch gesprochen werden. Denn bei dem aktuellen Nationalcoach handelt es sich um den ehemaligen Fortuna-Düsseldorf-Spieler Antoine Hey.

(jasi)
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