Neuss Neusser forscht und lehrt im Vatikan

Neuss · Stefan Heid war Seelsorger in Neuss. Die Zeit hat ihn geprägt. Heute wirkt der Kirchenhistoriker in Rom, wo er sein Büro am Campo Santo im Vatikan hat. Jetzt war er Begleiter einer Reise der Görres-Gesellschaft - mit Teilnehmern aus Neuss.

 Stefan Heid (v. l.) mit Aldo Parmeggiani, Camerlengo der Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Mutter Gottes, der Eigentümerin des Campo Santo, und Campo-Santo-Rektor Hans-Peter Fischer in der Abtei Montecassino.

Stefan Heid (v. l.) mit Aldo Parmeggiani, Camerlengo der Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Mutter Gottes, der Eigentümerin des Campo Santo, und Campo-Santo-Rektor Hans-Peter Fischer in der Abtei Montecassino.

Foto: Görres-Gesellschaft/Heid

Während er mit Botschafterin Annette Schavan plaudert, die er aus seiner Zeit in Neuss kennt, schüttelt er unzählige Hände der Vorbeieilenden - Stefan Heid scheint in Rom alle zu kennen, und alle kennen offenbar ihn. Bei den Konzerten sitzt er in der ersten Reihe, bei der Eröffnungsmesse zum Internationalen Festival für geistliche Musik gehört er im Petersdom zu den Mit-Zelebranten von Kardinal Comastri. Keine Frage: Der Kirchenhistoriker mit Lehrstuhl am Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie zählt offenkundig zu den bekanntesten Deutschen in der Ewigen Stadt. Dazu trägt sein Ehrenamt bei: Er leitet als Direktor das Römische Institut der Görres-Gesellschaft mit Sitz am Campo Santo Teutonico im Vatikan.

Als eine Quelle zur finanziellen Unterstützung der wissenschaftlichen Arbeit des Instituts hat Heid vor zwei Jahren sogenannte Sponsorenreisen der Görres-Gesellschaft konzipiert, deren Mittelpunkt Konzerte des Musikfestivals bilden. In den vatikanischen Basiliken gastieren dann die Großen der Branche, die Wiener Philharmonika ebenso wie Justus Frantz. "Eine Rom-Reise lohnt immer", sagt Adolf Schätzlein, einer der Teilnehmer aus Neuss, "aber mit Stefan Heid wird sie zu einem individuellen Erlebnis." So führte Heid die Görres-Reisenden zur Villa Borghese, zu den Vatikanischen Gärten und ans Petrus-Grab.

Wie Schätzlein, der mit seiner Frau Rosa unterwegs war, kreuzen immer wieder Neusser den Weg Heids in Rom. Das hat einen guten Grund: In Neuss hat Stefan Heid seine Zeit als Diakon (1993/94) absolviert, dorthin kehrte er von 1999 bis 2006 als Subsidiar zurück und tat in den Semesterferien Dienst an St. Quirin. Neuss habe ihn durchaus geprägt, sagt Heid heute rückblickend, der sich auch schon mal als "gefühlter Neusser" bezeichnet. Vor allem an Oberpfarrer Hans Dieter Schelauske erinnert er sich, mit dem habe er sich regelmäßig ausgetauscht und ihn auch bis zu dessen Tod oft besucht. Inzwischen sei er nur noch selten in der Quirinusstadt zu Gast, doch Kontakte pflege er noch. Vor kurzem hat er das Kind von Freunden in Neuss getauft.

Stefan Heid, der gebürtige Hesse, kann offenbar seine rheinischen Jahre nicht leugnen. Jedenfalls beschreibt ihn Peter Schiwy als "quicklebendig wie eine Mischung aus Rheinländer und Italiener". Der ehemalige NDR-Intendant, der heute als Rechtsanwalt in Berlin tätig ist, hat als "schlichter Diaspora-Katholik" Heid während der Görres-Reise schätzen gelernt: "Es hat was zu sagen. Er beantwortet Fragen, mit ihm ist zu diskutieren über Strömungen, Debatten und Diskussionen." In Heid sei er einem "Menschenfänger" begegnet, der mit seinen Worten den Zuhörer fessele: "Er überzeugt, macht Freude und gewinnt damit Freunde über Rom hinaus in der weiten Welt des Glaubens. So himmelsnah das Gesprächsthema, so erdverbunden und klar seine Wortwahl."

Im Institut am Campo Santo, Blick auf St. Peter inklusive, hat Stefan Heid sein Büro. Er genießt dieses Privileg und denkt an Neuss: "Das bleibt eine unvergessene Zeit."

(-lue)
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