Neuss Neusser Forscher erhält Bionic Award

Neuss · Der Neusser Mario Pothen gehört zu einem Forscher-Team, das mit dem "International Bionic Award" ausgezeichnet worden ist. Die Wissenschaftler schufen eine bionische Oberfläche. Als Vorbild diente die texanische Krötenechse.

 "Es war spannend, die Struktur technisch zu übertragen", sagt Mario Pothen.

"Es war spannend, die Struktur technisch zu übertragen", sagt Mario Pothen.

Foto: Fraunhofer IPT

Die texanische Krötenechse ist ein ziemlich verblüffendes Tier. Sie lebt in den heißen Wüsten Nordamerikas und hat einen Weg gefunden, die Schwerkraft auszutricksen. Mit ihrer Schuppenstruktur kann sie kleinste Wassermengen aus der Umgebung sammeln und ihre Haut damit benetzen. Feine Kapillaren in der Hautoberfläche der Echse führen das Wasser dann zu ihrem Mund - und zwar nur dorthin, wenn's sein muss, auch gegen die Schwerkraft.

Wie spannend diese Eigenschaft des Tieres ist, hat der Neusser Mario Pothen (33) mit einem interdisziplinären Wissenschaftler-Team erforscht. Vor allem aber haben Pothen und seine Mitstreiter einen Weg gefunden, die Strukturen der Echsenhaut auf komplex geformte Bauteiloberflächen aus Kunststoff und Metall zu übertragen.

 Die texanische Echse war Vorbild für die Forscher.

Die texanische Echse war Vorbild für die Forscher.

Foto: Fraunhofer IPT

Das Ergebnis: eine bionische Oberfläche, die Flüssigkeiten gezielt nur in eine Richtung transportiert, und zwar wie bei der Echse notfalls auch gegen die Schwerkraft. Für seine Arbeit hat das Forscher-Team jetzt in Bremen den "International Bionic Award" erhalten.

Der Preis geht an ein deutsch-österreichisches Team: Mario Pothen ist ebenso wie der Klever Kai Winands (39) am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie (IPT) in Aachen tätig, Forschungspartner sind Philipp Comanns von der RWTH Aachen und Gerda Buchberger von der Johannes-Kepler-Universität in Linz. Der "International Bionic Award" wird seit 2008 jährlich für herausragende Forschungsarbeiten in der bionischen Produktentwicklung vom Verein Deutscher Ingenieure und der Schauenburg-Stiftung verliehen. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und richtet sich an Nachwuchswissenschaftler aus der ganzen Welt. Von daher ist die Auszeichnung natürlich eine Bestätigung für Pothen, der am Quirinus-Gymnasium sein Abitur machte, und seine Mitstreiter.

Längst laufen aber auch Gespräche mit Firmen, die Interesse an den Ergebnissen des sogenannten "Bio.Las.exe"-Projekts haben. "Eingesetzt werden kann die von uns entwickelte Oberfläche im Grunde in jedem Bereich, in dem Flüssigkeiten gezielt an einen bestimmten Ort hin beziehungsweise von ihm weggeführt werden sollen", erklärt Pothen.

Denkbar sind zahlreiche Anwendungsbereiche, von Hygieneartikeln wie zum Beispiel Windeln bis hin zum Schmierstofftransport bei Motoren. Zu Beginn der Arbeit untersuchten die Forscher die Wirkweise und Geometrie der Kapillarkanäle der Echsenhaut und leiteten geeignete Gestaltungsmuster für den Einsatz in technischen Systemen ab. Daraufhin entwickelten sie eine Software, die die Strukturen auf Oberflächen überträgt. Das Flüssigkeitstransportverfahren wurde so optimiert, dass eine industrielle Fertigung möglich ist.

Auch wenn er längst in Aachen wohnt, kommt Mario Pothen regelmäßig in seine alte Heimat. Er ist im Bundesfanfarencorps Neuss-Furth aktiv - und zudem musikalischer Leiter der Big Band "The Fantastic Company".

(NGZ)
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