Neuss Neuss plant kulturelle Zusammenarbeit mit Leuven

Neuss · Am Jahrestag der Kriegsgräuel, die kurz nach Beginn des Ersten Weltkrieges von Soldaten eines Neusser Landsturm-Bataillons im belgischen Leuven (Löwen) verübt worden waren, haben beide Städte gestern eine weitgehende kulturelle Zusammenarbeit vereinbart.

 Vertragspartner: Breuer und sein Amtskollege Tobback (r).

Vertragspartner: Breuer und sein Amtskollege Tobback (r).

Foto: Stadt

Bürgermeister Reiner Breuer und sein belgischer Amtskollege Louis Tobback unterzeichneten im historischen Rathaus Leuvens einen entsprechenden Vertrag.

"Wir müssen uns an die Vergangenheit erinnern, um unsere Gegenwart und unsere Zukunft verantwortungsvoll zu gestalten", sagte Breuer bei seinem Antrittsbesuch in Leuven. Er hatte schon im April, als eine belgische Delegation in Neuss zu Gast war, angekündigt, sich der Geschichte stellen zu wollen und zum Jahrestag des verübten Kriegsverbrechens die Stadt der Opfer zu besuchen. "Als Bürgermeister der Stadt Neuss sehe ich es als meine Pflicht an, an diese schrecklichen Verbrechen zu erinnern", sagte er.

Diese hatten in der Neusser Stadthistorie jahrzehntelang keine Erwähnung gefunden. Erst ein Beitrag von Stadtarchivar Jens Metzdorf gab vor zwei Jahren den Anstoß, dieses (Ver)-Schweigen zu durchbrechen. In Vorbereitung einer Sonderausstellung zum 100. Jahrestag des Kriegsausbruchs hatte er auch dargestellt, dass es Neusser waren, die am 24. August 1914 ein Blutband unter der Leuvener Zivilbevölkerung anrichteten und Teile der Stadt und deren Universität in Brand steckten. Dieses Unrecht, sagte Breuer, nachdem er am Ehrenmal der Opfer des Ersten Weltkrieges einen Kranz niedergelegt hatte, könne "nicht einfach entschuldigt, verziehen und auch nicht wieder gut gemacht werden". Aber die Kultur könnte Wegbereiter für eine Verständigung und Kooperation sein.

(-nau)
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