Festnahme in Neuss Pfarrer stellen Einbrecher am Marienkirchplatz

Neuss · Zweimal gelang einem 20-Jährigen die Flucht, dann ermöglichte der Neusser Pastor Wilfried Korfmacher seine Festnahme.

 Nach Rückkehr von einem Ausflug nach Kevelaer stellte Pastor Wilfried Korfmacher den Einbrecher im Pfarrbüro von St. Marien auf frischer Tat.

Nach Rückkehr von einem Ausflug nach Kevelaer stellte Pastor Wilfried Korfmacher den Einbrecher im Pfarrbüro von St. Marien auf frischer Tat.

Foto: woi

Seit dem 7. April sitzt ein wohnungsloser Schwarzafrikaner in Untersuchungshaft, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen Einbruch- und Diebstahlverdachts ermittelt. Zur Strecke gebracht wurde der zuletzt in Köln gemeldete 20-Jährige am Marienkirchplatz von zwei Geistlichen: Monsignore Wilfried Korfmacher und Pastor Michael Nienaber, der als Subsidiar an St. Marien tätig ist. "Ich bin dabei vielleicht etwas unvorsichtig gewesen", gibt Korfmacher zu. Und Nienaber, der nach eigenen Angaben schon einmal betrogen und bestohlen worden ist, ergänzt: "Dass ich einen Dieb direkt bei der Polizei abliefern konnte, gab es noch nie."

Ein ganz schwerer Junge scheint der 20-Jährige aber nicht gewesen zu sein, denn er ließ gleich zweimal zu, dass in seinem Beisein die Polizei alarmiert wurde. Einmal entwischte er noch, beim zweiten Mal hatten ihn die Beamten gleich am Schlafittchen. Sie kamen von der Mobilen Wache der Polizei herbeigeeilt, die nun häufiger am Marienkirchplatz eingesetzt ist, um die Drogenszene dort zu bekämpfen. Auch wenn der Dieb nicht gewalttätig wurde - gefährlich war die Situation für die Geistlichen doch. Und das bekamen sie auch von den Polizeibeamten zu hören. "Danach bin ich schon nachdenklich geworden", sagt Korfmacher.

Zum ersten Mal hatte Nienaber mit dem Afrikaner zu tun, als dieser am 27. März bei ihm in der ehemaligen Kaplanei schellte. Er hätte Hunger, trug der Mann vor - "und dem konnte ich mich nicht verschließen", sagt der pensionierte Pfarrer. Also frühstückten beide gemeinsam. Anschließend verließ der 20-Jährige, dem Nienaber noch zehn Euro Fahrgeld zugesteckt hatte, die Wohnung - aber offenbar nicht das Haus. Denn Stunden später schreckte der Pastor aus seinem Mittagsschlaf, weil der 20-Jährige mitten im Raum stand. Er floh, und Nienaber stellte fest, dass die Brieftasche, aus der er morgens im Beisein des Mannes das Fahrgeld genommen hatte, ebenso fehlte wie einige zum Teil wertvolle Münzen.

Genau eine Woche später stellte Korfmacher, als er abends von einem Ausflug aus Kevelaer ins Pfarrhaus zurückkehrte, den 20-Jährigen im Pfarrbüro. Die Tür war aufgebrochen und auch die rückwärtige Haustür gewaltsam geöffnet worden. Obwohl der Einbrecher auf einen angeblichen Komplizen im Keller hinwies, drängte Korfmacher an dem Einbrecher vorbei zum Telefon und wählte die Notrufnummer.

Der Dieb konnte abermals entwischen. Von dem angeblichen Mittäter fanden die schnell eintreffenden Beamten im ganzen Haus keine Spur. Polizeisprecherin Diane Drawe erklärte, dass die Ermittler nicht ausschließen, dass der zweite Mann nur eine Schutzbehauptung sein könnte - um Beschuldigungen auf diesen Unbekannten abzuwälzen.

Kurz vor den Osterferien lief der Afrikaner Pastor Nienaber vor dessen Haustür erneut über den Weg. Ob er glaubte, nicht wiedererkannt zu werden? Jedenfalls bat er wieder um eine Mahlzeit. Und nachdem Nienaber ihn erst abweisen wollte, nahm er ihn doch noch einmal mit ins Haus - und alarmierte Pastor Korfmacher im Haus nebenan und die Polizei. Die nahm den 20-Jährigen fest. Er wurde tags darauf dem Haftrichter vorgeführt und in Untersuchungshaft geschickt. "Der Mann hat ein Teilgeständnis abgelegt", sagt Polizeisprecherin Diane Drawe.

(-nau)
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