Neusser Hauptfriedhof Grab erst eingeebnet, dann wieder hergestellt

Neuss · Seit 1965 hatte die Familie Adamsky auf dem Neusser Hauptfriedhof ein Familiengrab - im November war es plötzlich weg. Dabei lief der Pachtvertrag noch bis 2030. Jetzt reagierte die Friedhofsverwaltung.

 Sibylle Adamsky vor dem wieder aufgeschütteten Grab.

Sibylle Adamsky vor dem wieder aufgeschütteten Grab.

Foto: woi

Für Sibylle Adamsky brach eine Welt zusammen, als sie Mitte November nach längerer Zeit auf dem Neusser Hauptfriedhof das Grab ihrer Großeltern besuchte. Denn an der Stelle, wo es seit 1965 war, war plötzlich nur Wiese. "Zuerst habe ich gedacht, ich hätte mich vertan. Dann dachte ich, ich sei in einem falschem Film", erzählt die Neusserin.

In dem war sie aber keineswegs, denn tatsächlich: Die Grabstelle im Feld C104 mit den Nummern 37-38 war nicht mehr da. Zuletzt war Adamsky dort im Mai 2017 gewesen. 1965, erzählt sie, sei ihr Großvater gestorben. Damals sei die Grabstelle von der Familie gepachtet worden. Als 1987 dann die Großmutter starb, sei auch sie dort beerdigt worden. "Und 2010 haben wir die Pacht für die Grabstelle erst bis 2030 verlängert", sagt sie, was ihr von der Friedhofsverwaltung auch bestätigt wurde.

Ebenfalls habe ein Mitarbeiter ihr mitgeteilt, dass man im August dort Gras gesät hätte. Da sei aber von einer Grabstelle nichts mehr zu sehen gewesen. "Es stand bei meinen Großeltern kein Grabstein mehr", sagt Sibylle Adamsky. Der sei bereits 2012 gestohlen worden. "Wir haben damals keine Anzeige erstattet, und auch keinen neuen wieder aufstellen lassen. Wir wussten ja schließlich, dass dort meine Großeltern lagen."

Bleibt die Frage: Wer hat die Grabstelle mit Umrandung, Lampen und gepflanzten Blumen ohne Auftrag einfach abgeräumt? "Wir haben es nicht gemacht", sagt Tobias Spange vom städtischen Presseamt auf Nachfrage unserer Redaktion. Die Friedhofsverwaltung habe sich mit der Stelle auf dem Feld C104 erst dann beschäftigt, als schon nichts mehr da war. "Gräber werden von uns erst dann geräumt, wenn das Nutzungsrecht ausgelaufen oder die Grabstelle verwildert ist", erklärt Spange.

Beides traf im "Fall Adamsky" nicht zu. Mittlerweile allerdings ist das Grab wieder als solches zu erkennen. "Wir haben es aufschütten und umranden lassen, damit die Familie es wieder nutzen und bepflanzen kann", sagt Stadtsprecher Tobias Spange und fügt hinzu, dass die Friedhofsverwaltung dies nicht hätte machen müssen, da sie ja auch nichts ab- und weggeräumt hätte.

Sibylle Adamsky ist nach wie vor geschockt über die Störung der Totenruhe. Dass sie jemals erfährt, wer das Grab abgetragen hat, ist unwahrscheinlich. Das habe man ihr auch bei der Polizei gesagt. Auf eine Anzeige gegen Unbekannt hat sie verzichtet.

(NGZ)
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