Neuss Neuer Diakon für die Anglikaner

Neuss · Marc Jankowski (30) feierte seinen ersten Gottesdienst als Diakon der Neusser Saint-Thomas-Mission. Die Anglikanische Kirche hat in Deutschland jedoch Zukunftssorgen - mit den britischen Streitkräften ziehen auch die Militärpfarrer ab.

 Marc Jankowski ist neuer Diakon der anglikanischen Saint-Thomas-Mission in Neuss. Er freut sich auf die Tätigkeit, kennt aber auch die Zukunftssorgen.

Marc Jankowski ist neuer Diakon der anglikanischen Saint-Thomas-Mission in Neuss. Er freut sich auf die Tätigkeit, kennt aber auch die Zukunftssorgen.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Er ist kein Engländer und seine Eltern waren nicht als Soldaten in Deutschland stationiert. Trotzdem hat Marc Jankowski, der in Düsseldorf geboren wurde, in Mönchengladbach lebt und polnische und deutsche Wurzeln hat, den Weg zur anglikanischen Kirche gefunden - und wurde Ende April sogar von Bischof Gerhard Meyer zum Diakon gewählt. "Erst als Erwachsener habe ich zum Glauben gefunden und mich in diese Brückenkirche verliebt", erzählt der 30-Jährige, den seine Freunde und Kollegen als "bescheiden, bodenständig und gläubig" charakterisieren.

Gemeinsam mit seiner thailändischen Frau hat er sich in der anglikanischen Kirchengemeinde in Düsseldorf taufen lassen und neben seinem Studium der Wirtschaftswissenschaft und Informatik an der Fernuni Hagen das theologische Seminar der Anglikanischen Kirche für die Ausbildung zum Diakon absolviert. "Die Gemeinde vereint Mitglieder aus rund 25 Nationalitäten, die alle sehr herzlich und offen sind - zudem praktizieren die Anglikaner einen vernünftigen Weg des Christseins", so beschreibt er seine Kirche, die Elemente aus katholischem, evangelischem und orthodoxem Glauben vereint.

Am Sonntag hat Diakon Jankowski seinen ersten Gottesdienst in der Kapelle Herz-Jesu am Stadtarchiv gefeiert, begleitet von Pfarrer James Crofts, der die anglikanische Saint-Thomas-Mission in Neuss leitet. Etwa 30 Gläubige aus Neuss, Meerbusch, Düsseldorf, Mönchengladbach und aus dem Kreis Viersen hatten sich zur Begrüßung des neuen Geistlichen eingefunden. In der Kapelle trifft sich die kleine englische Kirchengemeinde zweimal im Monat zur Eucharistiefeier und anschließendem Kaffeetrinken. Früher waren die Anhänger der anglikanischen Kirche in Deutschland vor allem britische Soldaten, die in Deutschland stationiert waren. "Unsere Kirche ist in einer schwierigen Situation", sagt Crofts. "Mit der Schließung aller englischen Garnisonen 2020 gehen auch die Militärpfarrer. Zurück bleiben etwa 100.000 Veteranen und deren Familien ohne geistliche Betreuung."

Einer von ihnen ist John van Gelder, der seit mehr als 50 Jahren in Elmpt-Niederkrüchten im Kreis Viersen lebt. Die letzten Briten haben das Militärgelände dort 2015 verlassen - mit ihnen der Pfarrer. "Wir nennen uns die ,Stay Behinds' - die Zurückgebliebenen", erzählt er. Zusammen mit drei weiteren Gläubigen fährt er ab und zu die 40 Minuten nach Neuss zum Gottesdienst. Pfarrer Crofts und jetzt auch Diakon Jankowski feiern auch Gottesdienste in Amern in der Nähe von Elmpt, in Münster und ab September auch in Mönchengladbach - daher wird jede helfende geistliche Hand gebraucht. "Umso glücklicher bin ich jetzt über unseren neuen Diakon", sagt Crofts.

Verstärkung suchen die beiden auch durch Verbindungen zu katholischen und evangelischen Kirchengemeinden: In der evangelischen Christuskirche und in der katholischen St. Josef-Kirche hat Crofts in den vergangenen Jahren Adventsgottesdienste - "Carol-Services" - veranstaltet und in St. Josef auch Taufen gefeiert.

(jro)
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