Neuss Neue Geschäftsideen beleben Friedrichstraße

Neuss · Die Einfallstraße ist auch Einkaufsstraße: Trotz starken Verkehrs und nur weniger Parkplätze gibt es in der Ladenzeile keine Leerstände.

 Philipos Sismanidis ist ein alteingesessener Geschäftsmann an der Friedrichstraße. Die entwickelt sich im Moment spürbar nach oben.

Philipos Sismanidis ist ein alteingesessener Geschäftsmann an der Friedrichstraße. Die entwickelt sich im Moment spürbar nach oben.

Foto: A. Woitschützke

Philipos Sismanidis spürt den Aufwind regelrecht. 36 Jahre lang betreibt er schon den Kiosk an der Friedrichstraße und ist damit der Geschäftsmann, der am längsten an dieser Haupteinfallstraße in die Innenstadt ansässig ist. Noch vor zwei Jahren, so sagt er mit Blick Richtung Zollstraße, "standen hier etliche Geschäfte leer." Doch das scheint vorbei. Wenn in den nächsten Tagen ein Laden für Geschenkballons eröffnet, ist der letzte Leerstand beseitigt. Und das, obwohl die Straße nicht unproblematisch ist.

Bei der Debatte um die Luftverschmutzung in Neuss, die Einrichtung einer Umweltzone und die Erarbeitung eines Luftreinhaltekonzeptes war immer die Friedrichstraße der Auslöser. Zwischen den Häuserschluchten in der engen Straße rollt unablässig der Verkehr und trieb lange nicht nur die Feinstaubwerte in die Höhe. Aus Sicht der Händler kam hinzu, dass der Straßenquerschnitt und die Blockbebauung kaum Platz für Parkplätze bietet. Und doch ist die Einfall- erkennbar auch eine Einkaufsstraße.

Für Frank Wolters, den Leiter des städtischen Amtes für Wirtschaftsförderung, ist das Rätsel schnell erklärt. "Die Busanbindung ist hervorragend, die Läden sind zu Fuß gut zu erreichen, und ein Kurzzeitparken ist möglich", zählt er auf. Und dass vor Jahren trotz der Bedeutung der Straße als Verkehrsachse dort Tempo 30 eingeführt wurde, habe sicher die Aufenthaltsqualität gesteigert. Unter dem Strich macht er bei Gastronomie und Handel derzeit einen "ziemlich bunten Branchenmix" aus.

Der könnte aus Sicht von Karl-Josef Matheisen noch ein wenig bunter sein. "Ein Fleischer fehlt eigentlich", sagt er mit Blick auf den großen Obst- und Gemüsemarkt an der Ecke zur Kaiser-Friedrich-Straße, sowie Bäckerei, Blumenladen, Fischgeschäft oder auch den Kiosk von Philipos Sismanidis in der Zeile. "Auch wir als Makler versuchen, solche Ergänzungen wiederherzustellen, denn sie lassen ein Viertel überleben", sagt Matheisen, der Anfragen von Fleischern hat - aber im Moment an der Friedrichstraße nichts anzubieten.

Für den Makler der Neusser Immobilien-Börse hängt der geschlossene Ladenbesatz aber noch mit zwei anderen Faktoren zusammen: "Das liegt an den am Markt orientierten Mietpreisen", sagt er, die in solchen Nebenlagen bei rund zehn Euro pro Quadratmeter liegen dürften. Hinzu kommt die Bereitschaft der Hausbesitzer, auch Mieter zu akzeptieren, die sich in besseren Lagen kaum halten würden. Das Tattoo-Studie oder den Anbieter von Wasserpfeifen hat er da im Blick. "Auch wenn man Anfängern eine Chance gibt, gehen die gerne in solche Straßen", sagt Matheisen.

Dass in solche Lagen auch das eine oder andere Geschäft zur Geschäftsstelle wird, gehört zur normalen Entwicklung. Auch Matheisen hat sich so an der Friedrichstraße etabliert. Dass Geschäfte wie der Second-Hand-Laden des DRK sich ansiedeln, ist eher ungewöhnlich. Und doch würde Daniela Boy als Leiterin des DRK-Ladens diese Entscheidung nicht mehr rückgängig machen wollen. "Der Zulauf, den wir in unserem kleinen Sozialzentrum haben, ist enorm."

(-nau)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort