Neuss Nächtliche Jäger im Lichtkegel

Neuss · In der Reihe "Neuss Natur" stießen die Teilnehmer einer Exkursion auf zwei von drei in Neuss heimischen Fledermausarten.

Von Christoph Kleinau NEUSS Könnten Fledermäuse eitel sein? Der Wasserfledermaus, die in ihrem etwas schaukelnden Flug über den Stadtgartenweiher huscht, möchte man es fast unterstellen. Erst lässt sie - etwas divenhaft - lange auf sich warten und den Zwergfledermäusen den "Vortritt", dann aber saust sie immer wieder durch den Kegel der Taschenlampe von Michael Straube und lässt dabei ihren weißen Bauch aufblitzen als wollte sie sagen: "Schaut her, ich bin es wirklich.

" Und die Zuschauer am Ufer sind entzückt. Myotis daubentonii, wie dieser Nachtjäger wissenschaftlich korrekt anzusprechen wäre, hat an diesem Abend eine recht große Fangemeinde. 25 Teilnehmer will Straube eigentlich nur mitnehmen, doch als es los geht, scharen sich schließlich 31 um den Fledermausexperten aus Wegberg. Sie alle haben sich an diesem Samstag gegen einen Abend im Pantoffelkino oder ein Grillfest im Garten entschieden und aufgerappelt, um in der Reihe "Neusser Natur" von Neuss-Marketing die Fledermäuse in der Innenstadt zu (be)suchen.

Die zeigen sich recht kooperativ, denn noch während Straube in der Rathauspassage an einem Präparat den Körperbau der fliegenden Säugetiere erläutert und sozusagen das Kleingedruckte zu dieser Veranstaltung verliest ("Ich kann nicht garantieren, dass wir welche sehen"), flattert eine Zwergfledermaus in torkelndem Zick-Zack an den Fassaden entlang. Sie ist gerade noch als dunkler Punkt gegen den allmählich fahl werdenden Himmel zu erkennen, doch mit fortschreitender Dämmerung schwindet das letzte Büchsenlicht schnell, und Straube kramt den Bat-Detektor hervor.

Ein Gerät, das die Ortungsschreie der Fledermäuse aus dem Ultraschallbereich in eine Frequenz tranformiert, die das menschliche Ohr erfassen kann. Jetzt müsste es Knacken oder Rascheln, doch das Rauschen zeigt nur: Der Himmel ist gerade fledermausfrei. Ob das an den Schützen liegt, von denen die letzten gerade mit Wumtata im Krönungszug zur Stadthalle ziehen? Menschliche Stimmen, sagt Straube, lassen Fledermäuse eher unbeeindruckt. Was sie dagegen stört, ist starkes Licht.

"Ich wünsche mir, dass es in der Natur wieder mehr Dunkelheit gibt." Zur Jagd nach Insekten benötigen die Tiere kein Umgebungslicht. Sie identifizieren die Beute mit ihrem "Radar". Licht nehmen sie wahr, um die Dämmerung zu erkennen. Dann beginnt ihre Jagd. Straube irritiert das Rauschen im "Bat-Detektor" nicht. Er weiß, dass Fledermäuse menschliche Siedlungen mögen, wo diese unter Artenschutz stehenden Tiere Quartiere finden, die "warm, trocken und windgeschützt" sind.

Aber er hat auch eine Ahnung, warum sie sich gerade etwas rar machen: Im Lichtschein einer Laterne im Stadtgarten, wohin er die Gruppe lotst, schwirren kaum Insekten. Vielleicht sind die Jäger zu Hause geblieben, weil Aufwand für ihren energie-fressenden Flug und Ertrag in keinem wirtschaftlichen Verhältnis zueinander stehen? Weit gefehlt. Am Startgartenweiher schnurrt und knackt es wenig später im Detektor wild durcheinander. Straube übersetzt die Geräusche als Ruf der Zwergfledermaus.

Sie gehört zu den 25 Arten ihrer Gattung, die in Deutschland heimisch sind, und ist in Neuss zahlreicher vertreten als der ebenfalls nachgewiesene "Große Abendsegler" und die Wasserfledermaus. Spätestens als diese sich erst hören und dann auch blicken lässt, wollen die Abendwanderer mehr erfahren über diese nützlichen weil Insekten fressenden Tiere. Ihnen gibt Straube noch zwei Internettipps auf den Heimweg mit: Den Säugetieratlas NRW und die Seite vom Fledermausschutz.

(NGZ)
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