Neuss Nachhilfekonzept mit Studenten an Schulen

Neuss · Der Verein "Chancenwerk" bietet an der Gesamtschule an der Erft und an der Janusz-Korczak-Schule ein neues Lernförderungskonzept an.

Das Projekt "Schüler helfen Schülern" gibt es an der Gesamtschule an der Erft schon länger. Es funktioniert so: Ältere Schüler geben jüngeren Nachhilfe und erhalten dafür einen kleinen Obolus. Seit Anfang November nun wird diese "interne Nachhilfe" anders geregelt. So gibt es nun auch für die älteren Schüler Nachhilfe - und zwar von Studenten. Dafür zahlen sie nicht in bar, sondern helfen als Gegenleistung den Jüngeren. Hinter dem neu organisierten Lernförderprojekt steht der Verein "Chancenwerk", der mittlerweile bundesweit in 31 Städten in 76 Schulen aktiv ist, darunter seit September auch in Neuss an der Janusz-Korczak-Schule.

Grundlage des Konzepts ist der Gedanke, dass Bildungserfolg nicht von Geld abhängig sein darf. Murat Vural, Geschäftsführer des Vereins, spricht von der sogenannten Lernkaskade: Schüler höherer Jahrgänge erhalten kostenfreie Nachhilfe durch Studierende in einem Fach ihrer Wahl. Dafür unterstützen sie jüngere Mitschüler mit fachlicher Begleitung der Studenten.

Jessica Pohl will ihr Englisch verbessern, denn die 15-Jährige möchte auf der Gesamtschule ihr Abitur machen. Dafür nimmt sie gern die Hilfe von Safa und Marwa Alkazaz in Anspruch. Safa ist 24 Jahre, lebt in Neuss und studiert in Duisburg Wirtschaftspädagogik. Zwei Mal in der Woche kommt sie in die Gesamtschule an der Erft wie auch ihre Schwester Marwa, die allerdings ihr BWL-Studium schon beendet hat. "Wir sehen hier schnell Erfolge, sowohl bei den älteren Schülern als auch bei den kleinen", sagt sie.

Leonie ist zwölf Jahre und geht in die 6. Klasse. Nachhilfe ist ihr nicht neu. Doch bis jetzt hatte die Schülerin die klassische Einzelnachhilfe zu Hause. "Dabei habe ich mich aber nicht wohlgefühlt", sagt sie. Jetzt macht ihr der zusätzliche Deutsch- und Englischunterricht Spaß - zum einen, weil sie nicht allein ist, sondern auch ihre Freundin Jasmin dabei ist, zum anderen, weil die älteren Schülerinnen "ziemlich geduldig sind" und, so Vural, auch "näher an den Jüngeren dran sind".

Für die Älteren sei es übrigens auch eine gute Wiederholung, wie die 15-jährige Marie Hack sagt. Sie besucht die Klasse 10, am Ende des Schuljahres stehen die Zentralen Abschlussprüfungen an. Elf Zehnt- und Elft- sowie 32 Fünft- und Sechstklässler nehmen bis jetzt an dem Angebot teil. Pro Monat bezahlen die "Kleinen" 20 Euro für zwei Mal 90 Minuten in der Woche. "Es gibt auch Eltern, die mehr zahlen. Doch 20 Euro ist der niedrigste Betrag", erklärt Chancenwerk-Sprecherin Anke Jüntgen, fügt aber hinzu: "Auch wenn Eltern nichts zahlen können, dürfen die Kinder teilnehmen. Dafür gibt es ja andere, die mehr geben."

Für die "Großen" sieht Schulleiterin Elsbeth Faber noch einen anderen Vorteil als den, dass sie mit Hilfe der Studenten ihre Leistungen verbessern. "Sie lernen Verantwortung zu tragen. Dadurch wird auch ihr Selbstbewusstsein gestärkt." An der Janusz-Korczak-Schule in der Innenstadt sind es 16 Oberstufen- und 27 Unterstufenschüler, die bis jetzt das Angebot nutzen. Nicolas Ertmann ist pädagogischer Koordinator bei "Chancenwerk" und zuständig für die beiden Neusser Schulen. Er hofft, dass bald noch mehr im Rhein-Kreis Neuss das Förderkonzept des Vereins übernehmen.

(NGZ)
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