Neuss Nach Todesfall: Böllern der Schützen abgesagt

Neuss · In Reuschenberg blieben die Kanonen am Montag auf Geheiß der Stadt stumm. Die Stadt zog die Konsequenzen aus dem tödlichen Unglücksfall im sauerländischen Marsberg.

Die drei städtischen Geschütze werden von speziell geschulten Mitarbeitern des Ordnungsamtes abgefeuert, wie hier beim Böllern in Neuss 2014.

Die drei städtischen Geschütze werden von speziell geschulten Mitarbeitern des Ordnungsamtes abgefeuert, wie hier beim Böllern in Neuss 2014.

Foto: woi

Kein Böllerschuss verkündete Montagabend, dass die Reuschenberger Schützen einen neuen König haben. Der städtische Beigeordneter Stefan Hahn zog die Konsequenzen aus dem Unglücksfall im sauerländischen Marsberg. Dort erlag am Wochenende der Schützenkönig den Verletzungen, die er durch Salutschüsse erlitten hatte. Am Mittag entschied Hahn, dass die städtischen Geschütze vorerst stumm bleiben. "Zur Zeit hat die Stadt Neuss keine Erkenntnisse zur Ursache des Unglücks", begründet er dies. Bevor das Böllern in Neuss wieder aufgenommen werden könne, sei es notwendig, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Kanonen, der Bedienung und der Wartung festzustellen.

Einen Unterschied zeigt Stadtpressesprecher Peter Fischer auf: "Es handelt sich um einen anderen Geschütztyp: Während in Marsberg Vorderlader zum Einsatz kamen, nutzen wir Hinterlader." Zudem feuern bei den 19 Schützenfesten im Stadtgebiet nicht die Schützenvereine die Kanonen ab, sondern speziell geschulte Mitarbeiter des Ordnungsamtes, die alle im Besitz eines Sprengstofferlaubnisscheins sind.

"Unsere Kanonen wurden 1997 in Niederbayern angefertigt und seither regelmäßig alle fünf Jahre unter schärfsten Bedingungen ,beschossen'", erläutert Uwe Neumann, Leiter des Bürger- und Ordnungsamtes. Erst im vergangenen Jahr wurden die Salutkanonen noch vom Hersteller generalüberholt.

Tief erschüttert zeigt sich der amtierende Neusser Schützenkönig Markus Reipen vom Schicksal seines Amtskollegen: "Das geht einem nah. Ein Schützenfest sollte ein Fest der Freude sein - schrecklich, wenn dann so etwas passiert", findet Reipen, der in Gedanken viel bei dem Vorfall ist und zugibt, derzeit mit etwas gemischten Gefühlen an das traditionelle Einböllern des Schützenfestes Ende August zu denken.

Er kann sich das Unglück am ehesten mit einem Materialfehler erklären. Reipen geht davon aus, dass die Verantwortlichen im Neusser Ordnungsamt künftig noch größere Sorgfalt an den Tag legen.

(NGZ)
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