Neuss Musiktheater mit Fluss

Neuss · Frenetischer Beifall im voll besetzten Saal und mehrere Zugaben: Die Premiere des Stückes "Das Echo der Flüsse" im Theater am Schlachthof begeisterte die Zuschauer. Die Lieder sind den drei Künstlern wie auf den Leib geschrieben.

 Marlen Zilias (r.) ist Line und Franka von Werden die Sängerin Jaqui, die zusammen mit ihrem Musiker Edwin Schulz am Rhein stranden. Die Vortragenden verstehen ihr Handwerk exzellent - ihr stimmliches Potenzial ist immens.

Marlen Zilias (r.) ist Line und Franka von Werden die Sängerin Jaqui, die zusammen mit ihrem Musiker Edwin Schulz am Rhein stranden. Die Vortragenden verstehen ihr Handwerk exzellent - ihr stimmliches Potenzial ist immens.

Foto: Theater am Schlachthof

Drei Musiker wollen zu ihrem Auftritt über den Rhein setzen und landen an einem stillgelegten Fähranleger, die letzte Fahrt ging im Jahre 1976. Das Navigationssystem ist kaputt, der Tank vom Auto ist leer und die Batterien vom Handy haben zu allem Überfluss auch gerade ihren Geist aufgegeben.

So viele Zufälle klingen konstruiert, sind für das Musiktheater "Das Echo der Flüsse" aber nur der Beginn einer wunderschönen Geschichte. Die drei - Jakke, Line und Welle - kommen nicht weiter und müssen sich notgedrungen mit der vertrackten Lage arrangieren. Und das tun sie auf recht unterschiedliche Art. Romantisch verklärt, hysterisch oder einfach nur stoisch gelassen haben sie da so ihre eigenen Herangehensweisen.

Immer dreht es sich aber um den Fluss, um den Rhein. Der trennt vom Auftrittsort am anderen Ufer, verbindet aber das Trio in der Not und regt es zu so manch einer Gesangseinlage an. Die Idee zu dieser musikalischen Revue ist so einfach wie schön. Der Künstlerische Leiter des TaS - Markus Andrae alias Jasper Sand - zeichnet für die musikalische Regie verantwortlich, mit der dem Theater ein weiteres Kleinod gelungen ist. Denn die drei Ensemblemitglieder Franka von Werden, Marlene Zilias und Edwin Schulz geben dem Abend einen besonderen Akzent, ist die gebotene gesangliche Leistung doch außergewöhnlich.

Es beginnt mit Billy Joels "River Of Dreams" und "Yes, The River Knows", einem leider eher unbekannten Juwel der Doors. Die Stücke sind mehrstimmig arrangiert und den drei Künstlern wie auf den Leib geschrieben. Und begeisterter Applaus zeigt schon nach wenigen Minuten, dass das Konzept dem Publikum gefällt.

Wie ein roter Faden zieht sich das Logbuch von Fährkapitän Karl Küppers durch das Stück, Line hat es zufällig gefunden. Von 1943 bis zur letzten Fahrt gibt es immer wieder Einträge, mal fröhlich, mal traurig und nachdenklich. Vom Truppentransporter im Zweiten Weltkrieg bis zum Ausflugsschiff der Wirtschaftswunderjahre, das sich in den Siebzigern durch Unmengen umhertreibenden Wohlstandsmüll seinen Weg durch den Fluss suchen muss. Die Fähre und Vater Rhein haben wahrlich viel erlebt.

Seine (Rhein)Töchter Jakke und Line werden im Laufe des Abends immer besser, ihre stimmlichen Darbietungen überzeugen rundum. Ob es das "Lied der Loreley" ist oder "Moonriver", "Bridge Over Troubled Water" oder "Rolling On The River" von Creedence Clearwater Revival, immer finden sie die richtige Intonierung und den passenden Ausdruck, um jeden Song gebührend zu interpretieren, ihn mit Seele zu füllen. Der Gassenhauer "Wenn das Wasser im Rhein goldner Wein wär" darf nicht fehlen, verträgt sich in der Interpretierung sogar mit dem nachfolgenden Gospelsong "Down By The Riverside". Denn die Vortragenden verstehen ihr Handwerk exzellent. Franka von Werden ist studierte Sängerin, Marlene Zilias ausgebildete Violinistin, die es nach eigenen Worten liebt, zu singen und Edwin Schulz, Förderschüler der Neusser Musikschule, lebt seit vielen Jahren seinen Traum von der Musik.

Das stimmliche Potenzial der drei ist immens und in der Summe das Erfolgsrezept für diesen besonderen Abend. Der endet im voll besetzten Theatersaal mit frenetischem Beifall und mehreren Zugaben.

(NGZ)
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