Viel Glanz vor Ostern Musikalischer Kreuzweg

Viel Glanz vor Ostern · Neuss (Nima) "Quadragesimae": Ganz auf die 40-tägige vorösterliche Bußzeit war das Programm der Abendmusik in St. Marien konzentriert. Marienkantor Stefan Palm setzte gleich zu Beginn mit "Präludium und Fuge g-Moll" von Johannes Brahms dramatische Akzente. Das erst 1927 im Nachlass von Clara Schumann entdeckte Werk hatte Brahms mit 23 Jahren geschrieben, als er überlegte, Konzertorganist zu werden und Johann Sebastian Bach das absolute Vorbild war.

 Setzte gleich zu Beginn der Abendmusik dramatische Akzente: Stefan Palm, Organist und Kantor an St. Marien.

Setzte gleich zu Beginn der Abendmusik dramatische Akzente: Stefan Palm, Organist und Kantor an St. Marien.

Foto: NGZ

Neuss (Nima) "Quadragesimae": Ganz auf die 40-tägige vorösterliche Bußzeit war das Programm der Abendmusik in St. Marien konzentriert. Marienkantor Stefan Palm setzte gleich zu Beginn mit "Präludium und Fuge g-Moll" von Johannes Brahms dramatische Akzente. Das erst 1927 im Nachlass von Clara Schumann entdeckte Werk hatte Brahms mit 23 Jahren geschrieben, als er überlegte, Konzertorganist zu werden und Johann Sebastian Bach das absolute Vorbild war.

Arpeggien und Läufe markieren den toccatenhaften Stil des Präludiums, die in Palm ihren virtuosen Meister fanden. Technisch perfekt, aber ohne Spannung im großen, durch viel Chromatik geprägten thematischen Bogen folgte die Fuge. Fast als Bach-Reminiszenz wirken die drei Choralvorspiele aus Brahms-Opus 122, von denen Palm besonders "O Welt, ich muss dich lassen" mit doppeltem Echo wirkungsvoll registrierte.

Den Orgelchoral "Herzliebster Jesu" nahm dann das "Collegium Cantandi" aus Bonn auf und stellte sich unter der Leitung von Heinz-Walter Florin als feiner Kammerchor vor. Mit sechs Tenören ungewöhnlich stark besetzt, neben denen sich die drei Bässe aber beachtlich fundamental behaupteten, sang der Chor in stimmlich geschlossener Homogenität, die nur gelegentlich im Forte durch einen zu präsenten Sopran durchbrochen wurde.

Jedenfalls war das Hauptwerk des Abends, "Via Cruicis" von Franz Liszt, beim Collegium Cantandi sehr gut aufgehoben. Die musikalische Meditation über die 14 Kreuzwegstationen, 1878 in Rom begonnen und einige Monate später in Budapest vollendet, ist für gemischten Chor, Solostimmen und Orgel. Wie alle geistlichen Werke Liszts von seiner starken Religiösität geprägt, konzentriert sich die sparsame Schreibweise ganz auf die eindrucksvolle Darstellung des Leidensweges Christi.

Gregorianischer Hymnus, Kirchenlied, Choralsätze und dramatisches Chor-Unisono gliedern die Stationen. Dreimal fällt Jesus unter dem Kreuz, dreimal leidet wunderbar ruhig der Frauenchor mit. Der Männerchor fordert indes erregt "Kreuzige ihn!" Die letzten Worte Jesu am Kreuz begleitet sphärische Orgelimprovisation, seinen Tod der Choral "O Traurigkeit, o Herzeleid".

Die musikalische Suggestivkraft und den meditativen Charakter des Werkes unterstützten eindringliche Dias der Kreuzwegstationen, die der Münchner Kunstprofessor Felix Baumhauer um 1930 mit Mineralfarben direkt auf die Wände der Kapuzinerkirche im schweizer Kloster Sursee gemalt hat.

Dass der Chor nach diesem mitnehmenden Gesamteindruck noch das mit opernhaften Effekten durchsetzte "Dies irae" aus Luigi Cherubinis "Requiem c-Moll" anschloss, war nicht Jedermanns Geschmack. Es gab dem Collegium Cantandi aber Gelegenheit, in einem mächtigen vierstimmigen Chor zu glänzen.

Mehr lesen Sie am Dienstag, den 3.3.2009 in der Neuß-Grevenbroicher Zeitung.

(NGZ)
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