Neuss Musik erinnert an die eigene Heimat

Neuss · "Acoustic Concerts" starteten mit Musik aus Armenien und Südamerika.

 Lilit Tonoyan kombiniert traditionelle Musik mit Jazz.

Lilit Tonoyan kombiniert traditionelle Musik mit Jazz.

Foto: Axel Helmold

Wenn im Kulturkeller kein einziger Platz mehr frei ist, dann hat garantiert die Saison der "acoustic concerts" begonnen. Und gleich zum Auftakt bot die Reihe, welche die Universen der Klassik und Weltmusik vereint, zwei internationale junge Talente: Lilit Tonoyan (30), in Jerewan (Armenien) geboren, absolvierte an der Musikhochschule Köln ihren "Master of Music" 2012 mit Auszeichnung.

Die in Gnadental lebende Violinistin gewann im vergangenen Jahr den Kunstförderpreis "Musik" der Stadt Neuss und ist seit dieser Saison Stipendiatin in der Deutschen Kammerakademie. Im "Cologne World Jazz Ensemble" kombiniert sie die traditionelle Musik Armeniens mit Jazz.

Und auch im Kulturkeller pflegte sie zunächst die Musik ihrer Heimat. Das wurde zum eindrucksvollen Dokument: Armeniens Geschichte ist von Katastrophen und Völkermord begleitet. Vielleicht wurde deshalb seine Musik zur "Heimat des Schmerzes". Selbst das "himmlische Lied" von Gabriel Yeranyan ist extrem verhalten und melancholisch. Und auch das meist zweistimmige Chanson "Aprikosenbaum" des 1869 geborenen Priesters und Komponisten Komitas zwingt zu stiller Aufmerksamkeit. Fast hörte man den Chansonnier Charles Aznavour, der in seinen Liedern nie seine armenische Heimat vergaß.

Aus dieser kontemplativen Stimmung, die Lilit Tonoyan mit großer Konzentration sauber auch in den höchsten Echos auf der obersten Seite zelebrierte, erlösten Humoresken von Antonín Dvoøák und Tänze von Béla Bartók.

Begleitet wurde sie von dem Gitarristen Camilo Sauvalle (25), der zur Zeit sein Masterstudium in Köln absolviert. Er wurde in Santiago de Chile geboren - südamerikanische Musik für Gitarre und Violine füllten lebhaft den zweiten Teil des Konzertes. Dabei fiel auf, dass er seiner klassischen Gitarre - etwa beim modernen "Danza de diciembre" von José Luis Merlin - trotz meist lyrisch verhaltenem Spiel enorme Gestaltungskraft verleiht.

Wunderbar gespielt von beiden Solisten auch der Tanz "Pericona Chilota" seines Vaters Sergio Sauvalle, der mit seinem "Ensamble Tradicional Chileno" zu den Großen lateinamerikanischer Folklore zählt. Ein virtuoses Violinsolo leitete das Finale mit Tangos von Astor Piazolla ein. Mit dem langsamen Zamba "Alfonsina y el Mar" des Argentiniers Ariel Ramirez für Gitarre solo knüpfte Camilo Sauvalle in der Zugabe einen schönen Bogen zur Musik der Heimat Lilit Tonoyans.

Info Nächstes Konzert: Trio "Klare/Bektas/Ak am 4. Dezember, 19 Uhr

(Nima)
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