Neuss Mit Spitzen-Sportler zum Seepferdchen

Neuss · Bei dem Projekt "Jedem Kind sein Seepferdchen" des Neusser Vereins "Kleine Talente" lernen Kita-Kinder Schwimmen. Schirmherr der Initiative ist Christian Keller, der unter anderem an vier Olympischen Spielen teilgenommen hat.

 Die kleinen Schwimmratten bedanken sich mit gebastelten Herzen und einem Transparent für den Kursus, links Schirmherr Christian Keller.

Die kleinen Schwimmratten bedanken sich mit gebastelten Herzen und einem Transparent für den Kursus, links Schirmherr Christian Keller.

Foto: woi

Unerschrocken springt Adrian ins Wasser, taucht auf und schwimmt los. Vollkommen unaufgeregt macht der Sechsjährige einen Schwimmzug nach dem anderen. Die 25 Meter lange Bahn zieht sich. Doch Adrian wird tatkräftig unterstützt, denn am Beckenrand im Nordparkbad steht Christian Keller und feuert ihn an. Wenn's ums Schwimmen geht, kennt der sich aus: Weltcupsieger, vier Mal Olympiateilnehmer (Bronzemedaille 1996), drei Mal Vize-Europameister und nicht zuletzt von 1991 bis 2004 35-facher Deutscher Meister, heute unter anderem als Schwimm-Experte für das ZDF unterwegs - und in Neuss für den Verein "Kleine Talente".

Der unterstützt Kinder im Vor-und Grundschulalter, die sich für Sport, Musik oder Kunst interessieren, deren Eltern das aber nicht finanzieren können. Der Verein übernimmt beispielsweise den Mitgliedsbeitrag im Sportverein, bezahlt den Musik- oder eben nun beim Projekt "Jedem Kind sein Seepferdchen" den Schwimmunterricht. "Es ist ja bekannt, dass viele Kinder nicht schwimmen können und Ertrinken immer noch die häufigste Todesursache bei Kindern ist", sagt Heide Oldenkott-Gröhe vom Vorstand des Vereins. Das nahm der zum Anlass, das Projekt "Jedem Kind sein Seepferdchen" ins Leben zu rufen. Kooperationspartner sind dabei die Stadtwerke Neuss, die bereits 2015 die Initiative "Jedes Kind muss schwimmen lernen" in Kooperation mit dem Rhein-Kreis und dem Stadtsportverband gegründet hatten. "Um die 450 Grundschüler nehmen jedes Jahr an Kursen teil", sagt Alexander Bride, Betriebsleiter Bäder bei den Stadtwerken.

"Über Nicolas Krämer vom Lukaskrankenhaus haben wir den Kontakt zu Christian Keller herstellen können, der sich sofort bereit erklärt hat, die Schirmherrschaft zu übernehmen", informiert Heidi Oldenkott-Gröhe. "Es geht ja dabei nicht allein ums Schwimmenlernen", sagt der ehemalige Leistungssportler, "sondern auch darum, das Selbstwertgefühl der Kinder zu stärken, vor allem dann, wenn sie aus schwierigeren familiären Verhältnissen stammen."

Ein Jahr habe es gedauert, bis alle Absprachen getroffen waren und die ersten zehn Kinder aus den beiden Kitas "Tausendfüßler" und "Nordstadtkinder" mit dem 18-stündigen Kursus im Nordbad beginnen konnten. Bezahlen müssen die Mädchen und Jungen dafür nichts, das übernimmt der Verein "Kleine Talente". Ab Anfang November stand so für die Vorschulkinder einmal in der Woche Schwimmen auf dem Programm. Bis zu den Osterferien sollen alle ihr Seepferdchen haben. Ob das gelingt? "Wir werden sehen", sagt Trainerin Stefanie Franczyk, die bei allen jedoch schon große Fortschritte sieht. Außerdem findet sie, dass das Abzeichen nicht unbedingt das Ziel des Kurses sein muss. "Wichtig ist erst einmal, dass die Kinder gern im Wasser sind", sagt sie. Denn einige mussten zuerst auch ihre Angst überwinden. Elias nicht, wie Adrian schwimmt er schon ohne jedes Hilfsmittel. Fürs Seepferdchen müssen beide nur noch vom Beckenrand ins Wasser springen und im schultertiefen Wasser einen Ring vom Beckenboden holen.

"Vielleicht setzen wir diesen Kursus nach den Osterferien noch fort, um die Kinder sicherer zu machen, bevor wir einen neuen starten", sagt Christiane Werhahn.

(NGZ)
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