Neuss Mit Schweinchen Jule auf Goldsuche

Neuss · "Das Piratenschwein" nach dem Buch von Cornelia Funke hat Anja Panse für Zuschauer ab vier Jahre im Landestheater inszeniert.

 Der dicke Sven (Rainer Scharenberg) lässt Schweinchen Jule sogar mal ans Steuerrad seines Bootes.

Der dicke Sven (Rainer Scharenberg) lässt Schweinchen Jule sogar mal ans Steuerrad seines Bootes.

Foto: Björn Hickmann

Das kleine Mädchen kennt das Geräusch. "Der schnarcht wie Du, Papa!" Der - das ist der dicke Sven, der in einer Hängeschaukel sitzt, schläft und ganze Wälder absägt. Damit übertönt er sogar das aufgeregte Schnattern der vielen kleinen Zuschauer, die sich vor ihm einen Platz auf den roten Kissen suchen, und hört nicht einmal, wie ihn Pit beim Namen ruft.

Eine wunderbare kleine Idylle hat Ausstatterin Jenny Wolf den beiden Bewohnern einer kleinen Insel auf die kleine Studiobühne des RLT gezaubert. Hütte, Palmen, Sand und blaues Meer bringen ein bisschen Karibik ins Studio. Wie aber kommt ein Hamburger dorthin?

Kapitän Sven muss einer sein, denn wenn er seinen Mund aufmacht, schwatzt er im breiten Norddeutsch, hat das unvermeidliche "jau" ständig auf den Lippen, zieht an seiner unvermeidlichen Pfeife und trägt das unvermeidliche Fischerhemd und die ebenso unvermeidliche Schirmmütze. Nein, äußerlich passt nicht, was Regisseurin Anja Panse und Jenny Wolf da für die Inszenierung von "Das Piratenschwein" nach dem Buch von Cornelia Funke zusammengebaut haben. Und Sinn macht es auch nicht. Denn dass Sven ein bisschen dösbaddeliger ist als der schlaue und wendige Pit (Anna Lisa Grebe), hätte Schauspieler Rainer Scharenberg auch ohne diesen Kniff hinbekommen. Überhaupt wirkt manches Spiel zu aufgesetzt.

Die Kinder aber stört es nicht. Die verfolgen gespannt, wie Pit eine Kiste aus dem Wasser zieht, in der es quiekt. Weil ein kleines Ferkel drinsteckt. Das Totenkopf-Tattoo bringt Sven und Pit auf die Spur: Es muss sich um ein ausgesetztes "Piratenschwein" handeln, das Schätze im Meer aufspüren kann und deswegen auf Seeräuberschiffen gehalten wird. Jule, so nennen Sven und Pit das Schwein, das von Jasmin Gehrandt als keineswegs niedliches Puppentierchen gebaut wurde, war wohl nicht mehr effektiv genug.

Aber dennoch verhilft es Sven und Pit zu unverhofftem Reichtum. Jede Menge Golddukaten nennen sie bald ihr eigen - aber was sollen sie damit? Sie haben doch einander, ihre Insel, ihr kleines Boots-Transportgeschäft mit den Nachbarinseln, und so verschenken sie eben die Goldtaler(-Kaubonbons) an die Kinder. Eine nette Regie-Idee, die auch gut ankommt. Leider kann Sven seinen Mund nicht halten, sagt Pit, und so hört auch der gefährliche Pirat Knurrhahn davon und entführt Jule.

Ein bisschen Nervenkitzel gehört dazu, und am nervösen Fingern der kleinen Zuschauer (ab fünf Jahre) im Gesicht sieht man, wie gut das Stück funktioniert. Nach einer guten Stunde ist alles vorbei, Jule wieder bei Sven und Pit, das Leben auf der Insel friedlich. Jule spürt sogar noch einen Schatz auf, zieht Pit die Mütze vom Kopf - und zum Vorschein kommt ein Mädchenschopf.

(hbm)
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