Neuss Mit Musik ein beeindruckendes Zeichen für die Ökumene gesetzt

Neuss · Mit einem großen Chorkonzert im Gedenkjahr "500 Jahre Reformation" setzten der Münsterchor und der ebenfalls an der Neusser Basilika beheimatete Kammerchor Capella Quirina ein beeindruckendes ökumenisches Zeichen.

Unter dem Motto "Luther sei Dank!" trugen die Chöre auch heute noch bekannte Kirchenlieder, die Martin Luther ins Deutsche übertragen hatte und von Johann Sebastian Bach für seine Kantaten und Oratorien vertont wurden, vor. Als denkbar größten Gegensatz kombinierte diesen Programmteil Münsterkantor Joachim Neugart mit der "Missa Alleluja" von Heinrich Ignaz Franz Biber.

Diese bedeutende Messkomposition für "36 Stimmen zu fünf Chören" der Gegenreformation schuf der österreichische Komponist und Kapellmeister am Hof des Fürstbischofs von Salzburg im Jahre 1690. Das junge Barockensemble Sonare Neuss war für diese Salzburger Pracht erheblich ergänzt worden. Sechs Trompeten, drei Posaunen und Schlagwerk, alle in historischen Stimmungen, wurden aufgewertet durch die beiden teuersten Musiker Thomas Friedlaender und Matthijs Lunenburg, angereist aus Dresden und Innsbruck.

Sie spielten den in Renaissance und Barock zur Blütezeit gelangten Zink, eine Art Grifflochtrompete. Zwischen den einzelnen Teilen dieser gewaltigen Messe erklangen die Chöre und Choräle Bachs. Diese Abwechslung hatte Joachim Neugart bewusst als Dialog zwischen "eher meditativem Gebet und prachtvoller Interpretation" gewählt. Die Missa war zudem mit acht erlesenen, auf "alte Musik" spezialisierten Solisten besetzt. Sie schufen, etwa im "Crucifixus" des Credo wunderbare Höhepunkte. Das "Et resurrexit" hingegen ging im Trompetengeschmetter und dem langen Nachhall der Basilika unter.

Gleichwohl schufen die beiden Chöre viel Glanz, besonders dann, wenn sie wie im Gloria a cappella sangen. Den sehr schönen Raumklang (trotz Nachhall) nutzte Joachim Neugart auch, indem er bei dem Choral "Komm, Heilger Geist, Herre Gott" die Sänger auf beide Seitenschiffe aufteilte. Den Choral "Wir glauben all an einen Gott", von den Sopranstimmen rein intoniert, ergänzte Hans Jakob Gerlings mit einer Bearbeitung an der großen Münsterorgel.

Nach all der vielen klangreichen Pracht beendeten Chöre und Orchester ein großes Reformationskonzert in stimmungsvoller Mahnung: "Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen." Die alte Antiphon hatte Martin Luther 1524 ins Deutsche übertragen und durch zum Nachdenken anregende Verse ergänzt

(Nima)
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