Neuss Mit dem Fahrrad auf Deutschlandreise

Neuss · 13 Tage war der Neusser Bernd Sievering unterwegs. Der 64-Jährige durchquerte die Bundesrepublik von Süd nach Nord und begegnete dabei vielen freundlichen und aufgeschlossenen Menschen. Nun will er mit dem Rad über die Alpen.

 Der Neusser Bernd Sievering hat Deutschland vom südlichsten Zipfel bis an den nördlichsten Rand in 75 Stunden auf dem Fahrrad durchquert.

Der Neusser Bernd Sievering hat Deutschland vom südlichsten Zipfel bis an den nördlichsten Rand in 75 Stunden auf dem Fahrrad durchquert.

Foto: woi

Bernd Sievering hat alles genauestens protokolliert: Für die insgesamt 1435 Kilometer vom Bodensee bis an den nördlichsten Rand der Republik benötigte er 75 Stunden reine Fahrzeit - mit dem Rad. Manche Etappe auf der knapp zweiwöchigen Tour verlangte dem trainierten 64-Jährigen körperlich einiges ab, auch das Wetter zeigte sich nicht nur von seiner besten Seite. "Zweifel an meinem Vorhaben hatte ich aber nie", versichert er. "In erster Linie habe ich die Fahrt genossen." Seine persönliche Bilanz fällt entsprechend positiv aus: "Deutschland ist ein wunderschönes, abwechslungsreiches Land. Ich bin nur freundlichen, offenen und hilfsbereiten Menschen begegnet." Und als gelernter Fleischermeister wusste er vor allem die zahlreichen Wurst- und Fleischspezialitäten der regionalen Küche zu schätzen.

Vor etwa zehn Jahren entdeckte Sievering das Fahrrad als Sportgerät für sich. Zweimal in der Woche legt er bei Touren ins Neusser Umland zwischen 60 und 100 Kilometer zurück. Nach diversen touristischen Routen reizte ihn das Vorhaben, sein Heimatland einmal der Länge nach zu durchfahren - seine längste zusammenhängende Tour bislang. "Mit dem Rad erlebt man seine Umgebung ganz anders als bei einem Kurzaufenthalt", sagt er. "Man kommt auf andere Gedanken, und trotz der körperlichen Anstrengung erholt man sich."

Gesellschaft benötigt Sievering, der einmal pro Woche ehrenamtlich Grundschüler in der evangelischen Versöhnungskirche betreut, dazu nicht. "Ich bin Hobby-Fotograf und halte gern spontan an, um Aufnahmen zu machen. Das kann man einem Mitfahrer nicht zumuten." Die rund 1600 Fotos, die er in den 13 Tagen schoss, hat er zu einem Fotobuch und einer animierten Diashow verarbeitet, die in Kürze im Düsseldorfer Futura-Filmclub gezeigt wird. Seinen kurzweiligen Reisebericht dürfen Familie und Freunde lesen.

Bevor Sievering in Friedrichshafen startete, hatte er den Streckenplan über drei Wochen lang akribisch am Computer entworfen - und dann auf eine Schönwetterphase gewartet. Dass sich mancher Radweg als holprige Schotterpiste herausstellte, konnte die Laune des Radlers allenfalls kurzzeitig trüben.

Deutschland ist schön - wo am schönsten? Sievering muss nicht lange überlegen: "Der Kocher-Jagst-Weg ist klasse. Das Weserbergland ist schön, ebenso Biberach oder Tauberbischofsheim. Ein persönliches Highlight war die Marienburg bei Hannover. Und nicht zu vergessen die schönste Stadt meiner Deutschlandreise: Flensburg", sprudelt es nur so aus ihm heraus.

Im Gedächtnis geblieben sind ihm die zahlreichen Begegnungen, denn Sievering hält gern an, um am Wegesrand mit Menschen zu sprechen: ob mit den Dorffrauen in Eisingen bei Würzburg, die ihren Brotbacktag abhielten, oder einem Rinderzüchter in der Rhön oder mit der jungen Studentin aus Köln, die er bei einer Vesperpause in den Alpen kennenlernte und drei Tage später in Stein am Rhein wiedertraf.

Wohin die nächste Tour geht, steht noch nicht fest. Vielleicht Deutschland von West nach Ost, überlegt Sievering. "Ich hätte aber auch Lust, einmal die Alpen mit dem Rad zu überqueren."

(NGZ)
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