Neuss Mit 19 Jahren als Englisch-Lehrer nach Peru

Neuss · Nach dem Abitur ging Benedikt Mittelstaedt für ein Jahr in die Anden und machte dort ein Freiwilliges Soziales Jahr.

 Benedikt Mittelstaedt - hier mit der kleinen Josefina - hat in Peru viele Eindrücke gesammelt.

Benedikt Mittelstaedt - hier mit der kleinen Josefina - hat in Peru viele Eindrücke gesammelt.

Foto: Mittelstaedt

Benedikt Mittelstaedt hat als Zahnarzthelfer gearbeitet und als Englischlehrer. Er hat behinderte Menschen unterstützt und mit gesammelten Spendenmitteln ein kleines, aber effektives Physiotherapie-Zentrum mit aufgebaut - und das alles in rund 4000 Metern Höhe. Der heute 19-Jährige hat ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Peru absolviert. Der Dienst im Rahmen des Hilfsprojekts "Herzen für eine neue Welt"/"Corazones para Perú" führte den jungen Mann aus dem Neusser Stadionviertel in die peruanischen Anden, ins "Reich der Inkas", wenn man es poetisch ausdrückt.

Mehr als zwölf Monate verbrachte er in Lateinamerika. Gemeinsam mit 14 weiteren Freiwilligen war er dort, darunter auch ein Freund, der wie er 2016 am Norbert-Gymnasium Knechtsteden Abitur gemacht hatte. Anfangs konnte Mittelstaedt kein Spanisch, inzwischen beherrscht er die Sprache gut.

Seit einigen Wochen ist er wieder in Deutschland und noch ganz erfüllt von den Eindrücken, die er in Peru und bei den Menschen dort gesammelt hat. "Es war eine unheimlich intensive Erfahrung", erzählt er im Gespräch mit der NGZ. Er sah phantastische Landschaften und berühmte Kulturstätten wie die Stadt Cusco und die legendäre Ruinen von Machu Picchu. Er traf "unheimlich nette Menschen", die für jede Hilfestellung ungemein dankbar seien.

Doch Armut und soziale Probleme begegneten ihm täglich. Schon die Ankunft war für ihn "erst einmal erschreckend": Als die Gruppe vom Flughafen im rund 90 Autominuten entfernten Cusco abgeholt wurde, fuhr sie an unzähligen Wellblechhütten vorbei. Ein alltägliches Bild in Lateinamerika - nicht jedoch für Westeuropäer. Das Herzstück des Projektes, in dem der Rheinländer eingesetzt wurde, ist das Kinderdorf "Munaychay", in dem zirka 70 Jungen und Mädchen leben. "Viele der Kinder mussten per richterlicher Anordnung von ihren Eltern weggeholt und zu uns gebracht werden, weil die Eltern, wie es leider oft wegen der großen Armut und Perspektivlosigkeit vorkommt, starke Alkoholiker sind", sagt Benedikt Mittelstaedt. "Häufig kamen aber auch die Eltern von sich aus zu uns, weil sie hofften, dass ihre Kinder in unserer Obhut versorgt sind."

Eine "normale Woche" begann für ihn damit, dass er montags um 7 Uhr mit dem Bus der Organisation zusammen mit den Kindern aus Munachay zur Schule fuhr, in der er Englisch unterrichtete. "Da gut die Hälfte der Kinder aus dem Kinderdorf in diese Schule gehen, war es schwierig für mich, die richtige Balance zwischen Lehrer und Kumpel zu finden." Gerade die jüngeren Kinder hätten in ihm eher einen "großen Bruder" gesehen. "Sie machten gerne Faxen und glaubten, dass sie damit durchkommen. Das machte den Unterricht manchmal etwas anstrengend." Aber alles in allem habe ihm diese pädagogische Aufgabe viel Spaß gemacht. Vor wenigen Tagen ist Benedikt Mittelstaedt nach Oberbayern gezogen. An der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt studiert er BWL. Es sei ihm aber sehr wichtig gewesen, nach dem Abitur zunächst "etwas ganz anderes" zu machen. Als der hessische Verein "Herzen für eine Neue Welt" damals das Peru-Projekt am Dormagener Gymnasium vorstellte, stand für ihn fest: Er geht für ein Jahr in die Anden. "Ich kann nur jedem empfehlen, eine solche Erfahrung zu machen", meint er. Da sehe man erst, welche Privilegien man in Deutschland habe.

(NGZ)
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